Umwelt

Zum Leserbrief "Kratzen in der Luftröhre" (TV vom 22./23. Juni) und zur Arbeit in den Weinbergen diese Zuschrift:

Offensichtlich bestehen in der Bevölkerung große Wissenslücken und auch Ängste bezüglich dessen, was alljährlich in der Moselregion mit dem Austrieb der Reben beginnt: die Pflanzenschutzsaison. Das Spritzen der Reben dient weder der Verärgerung noch der "Vergiftung" unserer Mitbürger. Es erfüllt lediglich den Zweck der Gesunderhaltung der Reben. Und dabei wird längst nicht alles "totgespritzt", wie es Frau Thiel reißerisch formuliert hat. Ein sachgemäßer Pflanzenschutz basiert auf mehreren Säulen. Dazu zählt in erster Linie, die Ausbreitung von Pilzkrankheiten wie Echtem und Falschem Mehltau zu verhindern. Aus diesem Grund wird versucht, mit Pflanzenschutzmitteln eine Art Schutzbelag auf das Blattwerk aufzubringen, um das Eindringen der Pilze zu verhindern. Vorbeugende Maßnahmen wie eine zielgerichtete Laubarbeit zur besseren Durchlüftung der Reben ergänzen den Pflanzenschutz und verringern den Einsatz von Spritzmitteln erheblich. Tierische Schädlinge werden im Weinbau überwiegend durch Gegenspieler wie die Raubmilbe in Schach gehalten oder durch Pheromonfallen verwirrt und machen den Einsatz von Spritzmitteln überflüssig. Das Gros der eingesetzten Pflanzenschutzmittel gehört zur Gruppe der Fungizide. Jedes dieser Mittel unterliegt der Pflanzenschutzmittelverordnung und ist langwierigen Zulassungsverfahren unterworfen. Zudem müssen die Anwender (Winzer) über einen speziellen Sachkundenachweis verfügen, um die Mittel überhaupt ausbringen zu dürfen. Und auch die eingesetzten Geräte müssen alle zwei Jahre einer Kontrolle unterzogen werden. Es wird also keinesfalls leichtfertig mit diesem Thema umgegangen. Dennoch steht derzeit ein Wirkstoff in der Kritik und ist laut Medienberichten auch im Urin von Menschen nachgewiesen worden: Glyphosat, ein Unkrautbekämpfer, der zwar auch im Weinbau Anwendung findet, ganz sicher aber nicht mit dem Hubschrauber versprüht wird. Vielmehr kann dieses Mittel in die Nahrungskette gelangen, weil es großflächig in gentechnisch veränderten Kulturen eingesetzt wird (Behandlung von erntereifen Früchten). Der Spritzhubschrauber ist in den Steillagen des Moseltals noch immer das wirtschaftlichste Mittel, Weinberge effektiv und schnell zu behandeln. Die Kontrolle der Maschinen und die Abstandsauflagen zur Wohnbebauung wurden im letzten Jahr nochmals erheblich verschärft. Zudem wird an den Zufahrtstraßen und auch Radwegen während der Behandlung mit Hinweisschildern gewarnt. Ohne den Hubschrauber würde so manche Steillage heute als verbuschter Hang erstrahlen. Kein schöner Anblick - auch nicht beim Radfahren. Tobias Lorenz, Detzem

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