Unbequeme Wahrheiten

Zu den Leserbriefen "Hättest Du geschwiegen …" und "Markige Worte" (TV vom 9. Februar):

Herr Pferdekamp entschuldigt die mörderische Aggressivität des iranischen Mullah-Regimes als "Verteidigungsnotwendigkeit" und scheut nicht einmal davor zurück, eine angebliche "atomare Bedrohung aus Israel" ins Spiel zu bringen. Eine derartige Täter-Opfer-Umkehr grenzt schon an Unverfrorenheit angesichts der wiederholt von Ahmadinedschad deutlich geäußerten Vernichtungsankündigungen gegenüber Israel. "Markige Worte" gebraucht nämlich nicht Herr Seidenath, wie vom Leserbriefschreiber Kellersch unterstellt, sondern der iranische Präsident, indem er erklärt, Israel müsse "von der Landkarte getilgt" werden.

Davon konnte ich mich mit eigenen Augen auf der amtlichen, auch in englischer Sprache zugänglichen Internetseite Ahmadinedschads überzeugen. Sind Herr Pferdekamp und Herr Kellersch der Meinung, diese Drohungen oder die Holocaust-Leugnung des Präsidenten seien nur scherzhaft gemeint?

Herr Seidenath hat die Zerschlagung eines antisemitischen und die iranische Bevölkerung blutig unterdrückenden Terrorregimes gefordert, dessen Beseitigung etwas völlig anderes ist als die "Vernichtung eines ganzen Volkes", von der Herr Kellersch spricht. Wünschenswert wäre ein rascher Erfolg der iranischen Demokratiebewegung, der den Albtraum beenden würde. Erleichtert würde ein relativ unblutiges Ende des Regimes durch konsequente Wirtschaftssanktionen, doch sind deutsche Firmen bei Geschäften mit dem Iran ganz vorne mit dabei. Es sind deutsche und europäische Kapital interessen und eine diesen Interessen verpflichtete Politik, die die Diktatur stabilisieren und eine militärische Option für Israel und die USA zunehmend unausweichlich werden lassen, als letztes Mittel, das Schlimmste zu verhindern. Dafür sind aber nicht diejenigen verantwortlich, die, wie Herr Seidenath, solch unbequeme Wahrheiten aussprechen.

Klaus Blees, Trier, Mitarbeiter Kompetenzzentrum Islamismus der "Aktion 3. Welt Saar"

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