Gesundheit Und trotzdem wird gemotzt ohne Ende ...

Zur Berichterstattung über die Corona-Lage schreiben Rosi Nieder, Werner Heinz, Dorothee Mergen und Ursula Müller:

Die weltweite Pandemie ist – zusätzlich zu der verheerenden Umweltbilanz und der Klimaerwärmung – eine Katastrophe und macht uns Angst. Was mir persönlich aber in fast dem gleichen Maß Angst macht, ist, dass angeblich 17 bis 20 Prozent der Deutschen an irgendwelche Verschwörungstheorien glauben und dass so viele Leute in den sozialen Medien äußerst unflätig über unsere Politiker und die verordneten Vorsichtsmaßnahmen herziehen. Dass sich sogar Eifeler, die ich bis jetzt als bodenständig und vernünftig angesehen habe, dazu hinreißen lassen, sich auf Grund der dramatisch gestiegenen Zahlen und der damit verbundenen Maßnahmen in den Medien derart abfällig zu äußern, schockiert mich besonders. Wir leben in einem Land, in dem es uns im Vergleich mit vielen unserer Nachbarländer äußerst gut geht. Unzählige Menschen weltweit, deren Staatsoberhäupter entweder unterdrückende Despoten, korrupt oder auch irgendwie nicht ganz bei Sinnen sind, würden liebend gerne mit uns tauschen. Und trotzdem wird gemotzt ohne Ende, man möchte sich nicht einschränken, Egoisten beharren auf ihrer „Freiheit“. Immerhin haben sie sogar die Freiheit, zu demonstrieren und ihre abstrusen Theorien mit Lautsprechern hinauszutönen. Zitat Matthias Claudius: „Die Freiheit besteht darin, dass man alles das tun kann, was einem anderen nicht schadet.“ Also was? Ist es wirklich so schlimm, Mundschutz zu tragen und Abstand zu halten?

Natürlich habe ich Verständnis dafür, dass junge Menschen das alles nicht so dramatisch sehen, dass sie feiern und sich treffen wollen. Ich würde es ihnen gerne gönnen, aber wenn man das Resultat sieht. Dass sich bei dieser noch nie dagewesenen Situation einer Pandemie hinterher so manche Aktion als wenig sinnvoll herausstellt, ist wohl nicht zu vermeiden. Auch Politiker und medizinische Berater, die primär das Wohl der Bürger im Sinn haben, sind keine Hellseher. Dass aber eine Pandemie, eine Krisenzeit, so viele unvernünftige Denkweisen hervorbringt und der Umgangston derart verroht, beunruhigt mich zutiefst.

Rosi Nieder, Herforst

Nun hat sich wieder herausgestellt, wie fahrlässig Teile der Gesellschaft mit dem Coronavirus umgehen. Die einen interessiert es gar nicht, sie denken, das Virus sei weit weg, die anderen haben sich daran gewöhnt, dass irgendwo etwas ist, aber nicht vor der Haustür. Die Abstandsregeln werden in den Geschäften oft ignoriert und die Masken sitzen nur halb im Gesicht unterhalb der Nase, selbst die ständigen Ermahnungen der Kanzlerin oder unserer Ministerpräsidentin sind zum Teil der Gewohnheit geworden, viele haben Corona nach dem Sommer schon vergessen und denken sogar, das Virus sei weg. Die Warnungen sollten umgehend mit härteren Maßnahmen vollzogen werden, damit die immer wiederkehrenden Ermahnungen auch mal greifen und auch die letzten Verantwortungslosen für Ihre Rücksichtslosigkeit zur Kasse gebeten werden – vielleicht begreifen sie dann den Ernst der Lage. Es hat sich doch schon lange abgezeichnet, dass sich nicht alle an die Regeln halten, wie lange will die Politik denn mit Worten die Leute zur Vernunft bringen? Die eindringlichen Appelle an die Bevölkerung stoßen auf so manche taube Ohren. Es scheint einigen Menschen zu gut zu gehen.

Wenn die Unvernunft und Rücksichtslosigkeit nicht endlich mal mit härteren Strafen abgestellt werden, kommt mit größter Wahrscheinlichkeit ein neuer Lockdown mit den daraus resultierenden Folgen für die gesamte Gesellschaft. Viele Faktoren könnten dazu beitragen wie Weihnachtsmärkte, verkaufsoffene Sonntage und spontane Fastnachtsfeiern, gepaart womöglich mit einer Grippewelle – dann haben wir den Supergau. Es ist eben für mindestens ein Jahr Pause mit vielen Dingen, und das müssen wir akzeptieren, ob wir wollen oder nicht. Die Pandemie wird irgendwann wieder vorbei sein, auch wenn wir mit dem Virus leben müssen, wir können wieder ein fast normales Leben führen, aber es fordert Zeit und Geduld.

Die neuen Regeln halte ich für unzureichend und nicht streng genug, Feiern und Partys mit begrenzter Teilnehmerzahl bis 23 Uhr – das ist nicht wirklich ein effektives Instrument, die Ansteckung zu verhindern. Nach Außen soll Abstand gehalten werden, und hinter verschlossener Tür tanzt der Bär ohne Rücksicht auf Verluste, nach 23 Uhr geht die Party dann erst richtig los im privatem Raum – sei es Garage, Keller oder Wohnzimmer. Wer will das kontrollieren!?

Werner Heinz, Bitburg

Zum Leserbrief „Kaum in Worte zu fassen“ (TV vom 17./18. Oktober):

Ich stelle immer wieder fest, dass ich im Volksfreund lieber die Leserbriefe als die Berichterstattung davor lese. Die Kommentare der Leser kommen direkt aus dem Leben, formulieren nicht drumherum, sondern treffen meist ins Schwarze.

So auch Sonja Krump in Ihrem Beitrag über das Beherbergungsverbot. Beim Durchlesen habe ich mich selbst beim heftig zustimmenden Nicken ertappt.

Ich bin zwar als Gastronomie-Kind nicht selbst betroffen, bekomme es aber in der Familie mit, wenn zugesagte Zimmer aus Angst wieder storniert werden.

Die Bücher sind seit Anfang Oktober leer, alle Buchungen wurden storniert. Die Gastronomie hat sich unter hohem Kostenaufwand an die Spielregeln gehalten und steht jetzt doch, wegen privater Dummheiten, als Verlierer da.

Natürlich kann man der Politik nicht die Schuld geben, sie tut alles, um ein geregeltes Leben und höchstmöglichen Schutz unter einen Hut zu bringen.

Der Tourismus ist nicht am Ende, denn sobald wir dieses Virus im Griff haben, will der Deutsche wieder in seinen wohl verdienten Urlaub fahren und gut bewirtet werden.

Bleibt allerdings die Frage, wo man dann noch Herbergen mit Personal findet.

Dorothee Mergen, Dreis

Den Wirten und Restaurantbesitzern wird wegen Corona die Benutzung von Heizpilzen auf öffentlichen Flächen vor ihren Lokalen untersagt. Und was ist nach dem Ende der Pandemie? Dann werden wieder Millionen Urlauber mit Flugzeugen und Kreuzfahrtschiffen durch die Welt geflogen und gefahren. Fragt sich nur, was schädlicher für die Umwelt ist.

Ursula Müller, Trier

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