Katholische Kirche Unerklärliche Diskrepanzen

Zum Artikel „Reform gescheitert? Rom schickt Trierer Bischof zum Nachsitzen“ (TV vom 10. Juni) und weiteren Beiträgen zum Thema schreibt Prof. Dr. Peter Krämer:

Als Kirchenrechtler und ehemaliges Mitglied der Trierer Diözesansynode möchte ich bezüglich der jüngsten Entwicklung in der Diözese Trier folgende Anmerkungen äußern:

Die Diözesansynode hat in ihrem Beschluss „herausgerufen – Schritte in die Zukunft wagen“ wichtige Einsichten vermittelt, die von bleibender Bedeutung sind. Im Verlauf der Synode wurde offen über die Wege der Umsetzung gesprochen. Mir ist positiv in Erinnerung, dass mit großer Ernsthaftigkeit darüber diskutiert wurde, wie die Diözese Trier erneuert werden könnte. Positiv erinnere ich mich zudem an die regelmäßigen Gottesdienste, in denen immer wieder um die Kraft des Heiligen Geistes gebetet wurde.

Allerdings fällt mir auf, dass zwischen dem Synodenbeschluss und der konkreten Umsetzung einige Diskrepanzen bestehen. Um ein Beispiel zu nennen: In der Synode wurde zunächst der Antrag gestellt, die Anzahl der Pfarreien auf 35 zu reduzieren. Dieser Antrag ist abgelehnt worden. Stattdessen nennt der Synodentext die Richtzahl 60, was für mich so zu verstehen war, dass geringfügige Abweichungen nach oben oder unten vorgenommen werden könnten. Warum dennoch in der Synodenumsetzung von 35 Pfarreien gesprochen wird, ist mir unerklärlich. Unerklärlich ist für mich ebenfalls, warum auf c.517§2 CIC nicht zurückgegriffen wurde. Diese Rechtsnorm wird weltweit für die Situation des Priestermangels herangezogen. Hiernach sind bei Priestermangel andere Leitungsformen der Pfarrei (Leitung durch Diakone und/oder Laien) zu realisieren. In der Synode wurde die besondere Verantwortung des Pfarrers für die Leitung der Pfarrei deutlich herausgestellt, auch wenn er in ein Gremium von Mitverantwortlichen eingebunden ist. Die Stellung der Priester, die keine Pfarrei leiten, aber wurde geschwächt. Das sollte in der nun anstehenden Reform korrigiert werden.

Es bleibt zu hoffen, dass die gegenwärtigen Diskussionen dazu beitragen, die Einheit der Diözese, die mir zurzeit gefährdet zu sein scheint, zu stärken.

Rom hat Trier die Chance gegeben, den Reformplan zu überarbeiten zum Wohle der Kirche vor Ort, der kirchlichen Einheit, des aktiven Miteinanders im Bistum.

Prof. Dr. Peter Krämer, Trier

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