Ungezogen und respektlos

Zum Artikel "Anpfiff für die pfeifenden Fans" (TV vom 28. März):

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft spielt in der EM-Qualifikation gegen Kasachstan, zu Hause, in Kaiserslautern. Das Team von Trainer Jogi Löw führt zur Pause mit 3:0. Der Gegner hat keine Chance, nur die mangelnde Chancenverwertung verhindert ein höheres Ergebnis bereits zur Halbzeit.

In der zweiten Halbzeit wird ein Gang zurückgeschaltet, es schleichen sich einige Fehler ins Offensivspiel ein. Man könnte es auch Unkonzentriertheit nennen. Doch das Spiel ist längst entschieden. Und dann das Unglaubliche: Da kommen doch wirklich Pfiffe von den Rängen. Gegen das jetzt vor sich hinplätschernde Spiel im Allgemeinen und gegen Bastian Schweinsteiger (aus Vereinsgründen?) im Besonderen. Das gehört sich nicht und ist respektlos.

Was erwarten denn die Zuschauer? Die deutsche Mannschaft hat über weite Strecken guten Fußball gespielt, schöne Tore erzielt - und das gegen einen Gegner, der fast 90 Minuten mit zehn Feldspielern vor dem eigenen Tor agierte.

Wir haben ein begeisterndes Fußballjahr 2010 hinter uns, zuletzt gab es im Februar ein sehr gutes Spiel gegen Italien, und so ganz nebenbei führen wir in unserer EM-Qualifikations-Gruppe deutlich und ohne Punktverlust. Wir haben eine junge, dynamische Mannschaft mit Perspektive, spielen endlich wieder attraktiven Fußball. Und dann wird beim Stand von 3:0 (!) in einem Heimspiel gegen die eigene Mannschaft gewettert.

Solche Spiele sind schwer, das war schon in der Vergangenheit so. Für eine Mannschaft wie Kasachstan ist es das Spiel des Jahres, die machen auch nach einem 0:3 den Abwehrriegel nicht auf. Wer dafür kein Verständnis hat, sollte sich solche Spiele nicht mehr anschauen.

Es wird keiner zum Stadionbesuch gezwungen. Auch wenn die Spieler gutes Geld verdienen, sind sie Menschen und keine Roboter. Es ist nicht das erste Vorkommnis dieser Art in Kaiserslautern. Bei einem EM-Qualifikationsspiel gegen Albanien 1994 gab es schon einmal ein solches Pfeifkonzert. Und zuletzt wurde bei einem Bundesliga-Heimspiel ein Spieler des 1. FC Kaiserslautern ausgepfiffen.

Es ist doch für die Stadt und damit für die gesamte Region - da schließe ich Trier mit ein - eine Ehre, Austragungsort für ein EM-Qualifikationsspiel zu sein. Entsprechend sollte man sich präsentieren und daraus ein Fußballfest machen. Die Mannschaft hat ihren Teil zu einem unbeschwerten Fußballabend beigetragen. Es war ein standesgemäßer Sieg. Sachliche Kritik darf angebracht werden, aber das eigene Team bei einem solchen Spielverlauf auszupfeifen gehört sich nicht und ist keine Werbung für Kaiserslautern.

Thomas Fickinger, Trier



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Ungezogen und respektlos

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft spielt in der EM-Qualifikation gegen Kasachstan, zu Hause, in Kaiserslautern. Das Team von Trainer Jogi Löw führt zur Pause mit 3:0. Der Gegner hat keine Chance, nur die mangelnde Chancenverwertung verhindert ein höheres Ergebnis bereits zur Halbzeit. In der zweiten Halbzeit wird ein Gang zurückgeschaltet, es schleichen sich einige Fehler ins Offensivspiel ein. Man könnte es auch Unkonzentriertheit nennen. Doch das Spiel ist längst entschieden. Und dann das Unglaubliche: Da kommen doch wirklich Pfiffe von den Rängen. Gegen das jetzt vor sich hinplätschernde Spiel im Allgemeinen und gegen Bastian Schweinsteiger (aus Vereinsgründen?) im Besonderen. Das gehört sich nicht und ist respektlos. Was erwarten denn die Zuschauer? Die deutsche Mannschaft hat über weite Strecken guten Fußball gespielt, schöne Tore erzielt - und das gegen einen Gegner, der fast 90 Minuten mit zehn Feldspielern vor dem eigenen Tor agierte. Wir haben ein begeisterndes Fußballjahr 2010 hinter uns, zuletzt gab es im Februar ein sehr gutes Spiel gegen Italien, und so ganz nebenbei führen wir in unserer EM-Qualifikations-Gruppe deutlich und ohne Punktverlust. Wir haben eine junge, dynamische Mannschaft mit Perspektive, spielen endlich wieder attraktiven Fußball. Und dann wird beim Stand von 3:0 (!) in einem Heimspiel gegen die eigene Mannschaft gewettert. Solche Spiele sind schwer, das war schon in der Vergangenheit so. Für eine Mannschaft wie Kasachstan ist es das Spiel des Jahres, die machen auch nach einem 0:3 den Abwehrriegel nicht auf. Wer dafür kein Verständnis hat, sollte sich solche Spiele nicht mehr anschauen. Es wird keiner zum Stadionbesuch gezwungen. Auch wenn die Spieler gutes Geld verdienen, sind sie Menschen und keine Roboter. Es ist nicht das erste Vorkommnis dieser Art in Kaiserslautern. Bei einem EM-Qualifikationsspiel gegen Albanien 1994 gab es schon einmal ein solches Pfeifkonzert. Und zuletzt wurde bei einem Bundesliga-Heimspiel ein Spieler des 1. FC Kaiserslautern ausgepfiffen. Es ist doch für die Stadt und damit für die gesamte Region - da schließe ich Trier mit ein - eine Ehre, Austragungsort für ein EM-Qualifikationsspiel zu sein. Entsprechend sollte man sich präsentieren und daraus ein Fußballfest machen. Die Mannschaft hat ihren Teil zu einem unbeschwerten Fußballabend beigetragen. Es war ein standesgemäßer Sieg. Sachliche Kritik darf angebracht werden, aber das eigene Team bei einem solchen Spielverlauf auszupfeifen gehört sich nicht und ist keine Werbung für Kaiserslautern. Thomas Fickinger, Trier

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