Unter uns Pastorentöchtern ...

Zur Diskussion um Papst Benedikt und die Piusbruderschaft:

Die Klarstellungsforderung der deutschen Kanzlerin gegenüber Benedikt XVI. war eine fragwürdige Einlassung in Angelegenheiten des Vatikans und spiegelt vermutlich einen kuriosen Antikatholizismus. Unter uns Pastorentöchtern gesagt: Diese einzigartige Haltung unter den europäischen Regierungschefs gemahnt sogar an einen Rückfall in die Zeiten des Dreißigjährigen Krieges, war als Posse bar jeglicher Diplomatie. Kanzlerin Merkel sollte im Wahljahr 2009 vor der eigenen Haustür kehren.

Merkels Zeigefinger in Richtung Vatikan lenkt ab von den eigentlichen Aufgaben- und Problemfeldern deutscher Politik, wie Finanz- und Wirtschaftskrise, Rezession, Kinder- und Altersarmut, Hartz-IV-Notstand, Fremdenfeindlichkeit und Einbürgerungsdefiziten. Die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich weiter bedenklich; für September 2009 droht der deutschen Demokratie eine wachsende Radikalisierung der rechten und linken Flügel. Vor allem bittet die gegenwärtige Staatsverschuldung noch Enkel und Urenkel zur Kasse.

Wer den Balken im eigenen Auge verkennt, verweist gerne auf den Splitter im Auge des Vatikans. Die deutsche Kanzlerin sollte sich nicht mit "Signalen" des römischen Papstes und der Kurie beschäftigen, sondern sich auf Deutschland konzentrieren. Denn noch immer gilt: "Roma locuta, causa finita" (Rom hat gesprochen, der Fall ist erledigt) - frei übertragen: Benedikt hat das Sagen, Merkel die Schulden.

Horst Heribert Herrig, Trier

katholische kirche

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