Soziales Unzumutbare Zustände

Zu den Artikeln „Zu wenig Pfleger: Kliniken müssen Stationen teilweise schließen“ und „Pfleger am Limit“ (TV vom 3. Februar) schreiben Karin Herrmany-Maus und Josef Käser:

Vielen Dank, dass Sie die katastrophalen Arbeitsbedingungen in meinem Beruf nicht nur thematisieren, sondern auch wichtig genug finden, das Thema auf der Titelseite zu platzieren sowie es zum „Thema des Tages“ zu machen. Für Ihre weitere Berichterstattung möchte ich Sie jedoch auf einige Aspekte aufmerksam machen: Der Pflegeberuf ist ein weiblich dominierter Beruf, und laut statistischem Bundesamt liegt der Frauenanteil beim Gesundheitspersonal bei 75,6 Prozent (Destatis 2018). In beiden Artikeln schreiben Sie von „Pflegern“. Die Bedeutung des Wortes Pfleger beschreibt eine männliche Person, die für jemanden oder etwas sorgt, und stellt eine umgangssprachliche sowie ungeschützte Berufsbezeichnung dar, die professionellem pflegerischen Handeln nicht gerecht wird. Professionelles pflegerisches Handeln ist gekennzeichnet durch zwei miteinander verschränkte Ansprüche: fundiertes (pflegewissenschaftliches) Regelwissen sowie einem hermeneutischen Fallverstehen. Die Beherrschung wissenschaftlich fundierten Regelwissens reicht für professionelles pflegerisches Handeln nicht aus. Es kommt darauf an, oftmals ad hoc die Situationen von Menschen mit Unterstützungsbedarf und deren Angehörigen zu erfassen, geeignete Wissensbestände begründet auszuwählen und diese in Aushandlungsprozesse einzubringen. Der Pflegeberuf in Deutschland ist seit den 90er Jahren auf dem Weg der Professionalisierung. Dazu wurden akademische Studiengänge – auch primärqualifizierend – eingerichtet, Landespflegekammern gegründet sowie eine konstituierende Sitzung der Pflegekammerkonferenz im Rahmen einer Bundespflegekammer abgehalten. Seit 1. Januar 2020 ist gesetzlich festgelegt, welche Tätigkeiten dem Pflegefachpersonal vorbehalten sind.

Die Profession der Pflege braucht Zusammenhalt, Organisation, um politische Entscheidungen im Sinne einer patientenzentrierten Pflege und guten Arbeitsbedingungen für Pflegefachpersonal beeinflussen zu können. Dazu gehört es auch, das Berufsbild Pflege in der Öffentlichkeit zu ändern. Um dies zu erreichen, erhoffe ich mir eine mediale Darstellung meines Berufes jenseits von „Schwarzwaldklinik“, „Schwester Stefanie“ sowie „Pflegern“ in Schlagzeilen, und dazu gehört meines Erachtens eine große Portion journalistische Verantwortung.

Karin Herrmany-Maus, Hupperath

Eine überfrachtete Bürokratie frisst die Zeit des Pflegepersonals und der Mediziner auf. Darunter leiden auch die Patienten. Das Korsett, das die Krankenkassen den Kliniken geschnürt haben, ist viel zu eng. Schafft endlich diese unzumutbaren Zustände ab, bezahlt das Personal gerecht und schmeißt nicht Milliarden Euro für unsinnige Projekte zum Fenster raus, sondern unterstützt die Kliniken und Einrichtungen, damit diese zum Wohle der Bürger handeln können!

Josef Käser, Daun

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