Urlaub in Tschernobyl

Zum Leserbrief "Keine Alternative" (TV vom 5. Januar):

Es ist immer wieder ärgerlich bis erstaunlich, mit welcher irrationalen Verleugnung von erheblichen Gefahren und Nachteilen oder unglaublicher Naivität eine Position für den Atomstrom bezogen wird.

Die Kosten der Stromerzeugung aus bestehenden Meilern sind nur günstig, wenn man die 50 Jahre währende staatliche Subventionierung, die Kosten der Müllentsorgung und die künftigen Kosten der Beseitigung außer Acht lässt. Und was den Müll betrifft: Früher wollte man den Kindern und Enkeln eine gesicherte Zukunft vererben, heute hinterlässt man strahlenden Dreck und Beseitigungskosten. Spätere Generationen werden uns hassen für die Atomkraft, und zwar deutlich mehr als für den Schuldenberg, den die Bundesrepublik angehäuft hat. Schulden sind letztlich Zahlen auf Papier. Der Atommüll strahlt weiter. Wer zwischen Unfällen in Atommeilern und anderen Kraftwerken nicht zu unterscheiden vermag, möge bitte seinen Urlaub zur Anschauung in Tschernobyl verbringen.

An das gefahrlose Betreiben von Atommeilern glaube ich erst, wenn die Hauptaktionäre und die Vorstände der Betreiber mit ihren Familien in unmittelbarer Nähe der Kraftwerke und Deponien wohnen. Bis dahin kommen mir die Befürworter jedoch so vor wie der Mann, der aus dem 50. Stock des Hochhauses fällt und in der Höhe zehnten Stocks sagt: Bis jetzt ist noch alles gutgegangen!

Wolfgang Heumüller, Trier

energie

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