Verblendet und verantwortungslos

Zum Artikel "Spätwirkungen einer bedeutenden Rede" (TV vom 10. September):

Keine andere deutsche demokratische Partei kann in ihrer Historie auf so leidenschaftlich wie hitzig geführte Flügelkämpfe zurückblicken wie die SPD. Da dürfte es wenig wundern, dass die vor vier Jahren von Gerhard Schröder vorgestellte Agenda 2010 auch heute noch für Zündstoff unter den Genossen sorgt. Gerade die gebeutelte Parteilinke sieht hierin auch gegenwärtig den Hauptgrund für die Gesichts- und Konturlosigkeit der SPD; "soziale Demontage" und Verfall des Sozialstaates wären die Folgen der von Rot-Grün in die Wege geleiteten Reform, heißt es.Die "nachholende Diskussion" über die politische Ausrichtung der Partei, die der Autor des Artikels fordert, stellt bei genauer Betrachtung tatsächlich die einzige Möglichkeit dar, um den Streit zwischen den zerstrittenen Parteiflügeln zu schlichten. Denn so lange die Partei weitgehend uneinig bleibt, so lange bleibt sie auch weitgehend erfolglos. Das ständige Kritisieren eines großen Reformwerkes durch die SPD-Linke ist jedoch gänzlich fehl am Platz. Man verkennt offenbar, dass man sich in Zeiten personeller Ausdünnung und mangelnder Umfragewerte sowie einer wiedererstarkten Linkspartei in einer der wohl größten Krisen der deutschen Sozialdemokratie befindet. In einer solchen Lage auch noch die eigenen, sogar von der medialen Öffentlichkeit und dem gegnerischen Lager anerkannten Erfolge der letzten Jahre einzig aus ideologischen Gründen schlecht zu reden, zeugt von Verblendung und letztlich auch von nicht nachzuvollziehender Verantwortungslosigkeit gegenüber der eigenen Partei.Alexander Schneider, Bruch PARTEIEN

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