"Vergleich mit dem Mittelalter gerechtfertigt"

Trier · Zahlreiche Leserreaktionen gab es auf den TV-Artikel zur Ablehnung einer Bewerberin seitens der Caritas, weil diese wiederverheiratet ist. Die Reaktionen, die uns per E-Mail erreichten, dokumentieren wir an dieser Stelle.

Ich war sehr geschockt und wütend, als ich den Bericht gelesen habe. Schade, dass die Kirche Grundordnungen erlässt, die dazu führen, dass sie ihre eigenen Grundsätze untergräbt: Die 10 Gebote, die sie seit Urzeiten predigt, u. a. das Gebot der Nächstenliebe!

Da gibt es Menschen, die helfen möchten, die anderen Gutes tun und für sie da sein möchten...es aber nicht DÜRFEN, aufgrund einer Formsache: "ein zweites Mal verheiratet zu sein". Was hat das Ausüben der Nächstenliebe, der Hilfsbereitschaft damit zu tun?

Darf ich nur nur Gutes tun, wenn ich bestimmte Bedingungen erfülle? Oder einen bestimmten Glauben habe?

Kein Wunder, dass immer mehr Menschen aus der Kirche austreten, denn hinter solchen Grundordnungen zu stehen, ist fast unmöglich und für viele Mitmenschen wie in diesem Falle sowohl für Frau Reinert als auch für die demenzkranken Bewohnerinnen sehr sehr schlimm....

Ina Lorig, Pellingen

Ich kann nur hoffen, daß das Ehepaar Reinhard tatsächlich aus der Kirche austritt, und mit ihr auch die große Menge der Menschen, die nur aus Angst vor Kündigung durch den größten privaten Arbeitgeber in Deutschland (!) mit absurden, durch den Staat garantierten Privilegien (!) in der Kirche verbleiben - dann würden solche "Regelungen" nämlich ganz schnell der Vergangenheit angehören.

Hartmut Pachl, Karlstein

Ich bin absolut entsetzt über das Verhalten der Caritas. Es hat mich sehr wütend gemacht, zu lesen, wie eine caritative Einrichtung mit einem Menschen umgeht, der sich noch dazu 20 Jahre EHRENAMTLICH um alte und kranke Menschen gekümmert hat. Für mich hat das eher die Form einer Sekte. Das ist wirklich das Allerletzte und absolut menschenverachtend, wie sich gegenüber Frau Reinert verhalten worden ist. Dafür sollten sich die Verantwortlichen der Caritas wirklich schämen. Hier wurde eindeutig zu weit gegangen und sich außerdem über das Allgemeine Gleichstellungsgesetz hinweggesetzt. Das scheint ja wohl nicht zu zählen. Da sind dann irgendwelche altmodischen Verfassungen der katholischen Kirche wichtiger als ein Mensch! Frau Reinert hat sich 20 Jahre lang unentgeltlich für kranke und alte Menschen aufgeopfert, um die sich sonst nie einer gekümmert hätte. Und das soll nun der Dank sein? Das tut mir wirklich im Herzen weh, wenn ich so was lese.

Noch vor einigen Tagen stand, auch im TV, ein Bericht über den starken Anstieg der Kirchenaustritte mit der Frage nach dem Warum. Muss man sich das wirklich noch stellen? Leider befürchte ich, das dies kein Einzelfall ist und die Dunkelziffer noch weitaus höher liegt.

Für Frau Reinert: Die Menschen, denen Sie geholfen haben, werden es Ihnen ewig danken! Und: Gott auch! Und auch er wird es verstehen, wenn Sie aus der Kirche austreten (was ich an Ihrer Stelle auf jeden Fall machen würde!)

Alles Gute für Sie!

Christiane Wenglein, Trier

Ich bin erschüttert über die Vorgehensweise meines Arbeitgebers. Als Pflegefachkraft, angestellt bei der Caritas, spüre ich jeden Tag die dramatischen Auswirkungen des Pflegenotstands in Deutschland am eigenen Leib. Qualifiziertes Personal ist kaum mehr zu finden, offene Stellen bleiben unbesetzt. Das noch verfügbare Personal ist überfordert und frustriert, ohne Hoffnung auf Besserung.

Man erfährt keinerlei Wertschätzung, sondern nur noch mehr Druck und noch höhere Anforderungen.

Menschen wie Frau Gisela Reinert verdienen eigentlich höchste Anerkennung für ihre Dienste, da diese eine enorme Entlastung für Pflegekräfte darstellen. Sie leisten eine Art von Betreuung, die im normalen Pflegealltag undenkbar ist.

Statt sich bei Frau Reinert für ihre geleistete Arbeit zu bedanken, was aus christlicher Sicht unbedingt angebracht wäre, wird sie auch noch bestraft.

Da frage ich mich doch, wo hier der gesunde Menschenverstand geblieben ist. Jedenfalls nicht in der Kirche.

Auf diese Art und Weise gewinnt man keine Mitarbeiter, ganz im Gegenteil.

Bei solchen Methoden frage ich mich ernsthaft, ob ich auch zukünftig noch im Dienste der Kirche stehen möchte.

Anonym, Eifelkreis Bitburg-Prüm (Name und Adresse der Redaktion bekannt)

Ein führender Bischof hat vor drei Tagen in einer Rede festgestellt: Viele Katholiken seien 2008 aus der Kirche ausgetreten. Er suche noch nach Gründen. Ein Grund kann die verbohrte,altertümliche Einstellung der Katholischen Kirche sein. Nur lupenreine Katholiken dürfen bei Ihnen arbeiten. Von den vielen Geistlichen,die Kinder in die Welt setzen, distanziert man sich nicht. Das wird verschwiegen und sogar munter gezahlt. So etwas nennt man Doppelmoral.

Theodor Maas, Morbach

Die katholischen Arbeitgeber drehen den § 2 der AVR wie Sie es gerade brauchen. Einmal eine Kindergärtnertin, welche mit dem Freund ohne Trauschein zusammen lebt, dann wie berichtet die Fangfrage wiederverheiratet und auch die Frage nach dem Tag der kirchlichen Eheschließung.

In den Kirchlichen Betrieben (Krankenhäuser) arbeiten andersgläubige, selbst wenn sie aus einem anderen Kulturkreis kommen. Ich nenne dies Pharisäertum und bin der Meining die katholischen Arbeit geber sollen die Kirche im Dorf lassen. In diesem Fall ist wiederverheiratet auch eine Familie und diese steht bekanntlich unter dem besonderen Schutz der Kirche.

Ein Mitarbeiter

Anonym, Landkreis Trier-Saarburg (Name und Adresse der Redaktion bekannt)

Die katholische Kirche hält sich nicht unbedingt an unsere Verfassung (keine Benachteiligung wegen Glaube, politischer Überzeugung, usw.) Sie stellt Mitarbeiter nach ihren Kriterien ein. Unsere Politiker und wir Bürger akzeptieren das. Selbst bei Institutionen (Kindergärten, Schulen, usw.), die voll aus Steuergeldern finanziert werden aber irgendwie vom Namen kirchlich klingen. Auch das nehmen wir hin. Also: nicht jammern! Die katholische Kirche fordert Kadavergehorsam, wo immer sie kann. Sollte jemand anderer Meinung sein, muss er per Justitz, Politik die kartholische Kirche dazu bringen, unsere demokratischen Bestimmungen zu achten.

Marian Modemann, Bollendorf

Die Kirchen in Deutschland nutzen diese Rechte in unverschämter Art und Weise aus. Bremsen könnte man das nur, wenn der deutsche Staat den Konkordatsvertrag von 1935 (geschlossen zwischen z.B. katholische Kirche/Vatikan und Hitler-Regime) endlich kündigen würde. Dann wäre auch die Kirchensteuer vom Tisch und die fast unendliche Macht der Kirche geschwächt. Oder: Weiter zurück ins Mittelalter und zu den Scheiterhaufen.Hubert Martini, Trier

Ihr Artikel hat mich wieder an meinen eigenen Fall erinnert, der sich genau vor einem Jahr ereignete. Ich war bei der Caritas - Sozialstation in Speicher als Krankenschwester beschäftigt. Bei meiner Einstellung wurde dringend ein neuer Mitarbeiter gesucht. Aufgrund dessen sah man wohl großzügig darüber hinweg, dass ich auf meinem Personalbogen bei der Konfessionszugehörigkeit einen deutlichen Strich machte. Ich bin vor über 20 Jahren aus der kath. Kirche ausgetreten. Aber niemand fragte danach. Ich durfte arbeiten.

Ich kündigte nach ein paar Jahren um mich mehr um meine Familie kümmern zu können und bewarb mich nach drei Jahren erneut bei meinem vorherigen Arbeitgeber. Mitlerweile war ich Mitglied der Deutschen Buddhistischen Union und gab dieses auch auf meinem Personalbogen unter Konfessionszugehörigkeit an.Daraufhin wurde ich bei meiner Chefin vorgeladen, und hörte zu meinem Entsetzen, dass man mich unter diesen Umständen leider nicht einstellen könnte.

Ich verstand die Welt nicht mehr und konnte und wollte das nicht auf sich beruhen lassen. Deshalb bat ich um ein Gespräch bei dem Geschäftsführer der Caritas Herrn Wülferath und setzte mich auch mit dem Prälat in Trier Herrn Gebert in Verbindung. Nach diesem Gespräch und einem Schreiben von Herrn Gebert begriff ich, dass man mich nicht deshalb wieder einstellen wollte. weil ich nun offiziell Buddhistin bin (obwohl man auch die Befürchtung äußerte ich könnte meine Patienten nun ''missionieren'' wollen... Was Buddhisten vollkommen fremd ist...), sondern weil da scheinbar bei meiner Ersteinstellung ein ''bedauerlicher Fehler'' unterlaufen war.

Herr Gebert teilte mir mit : ....dass Sie zum Zeitpunkt, in welchem Sie bereits aus der Kirche ausgetreten waren, beim Caritasverband gearbeitet haben, habe ich mit Erstaunen zur Kenntnis genommen.

Man hatte also großzügig über meinen Strich in der Personalakte hinweggesehen.

Das ganze machte mich wirklich fassungslos. Das es vollkommen unwichtig war, was für ein Mensch ich bin, das ich meine Arbeit liebe und bei allen Patienten beliebt war....All das sollte unwichtig sein ? --- Es ist so, wie man nun auch wieder im Fall von Frau Reinert sehen kann. Ist das im Sinn des christlichen Gedankengutes ? Man muss Mitglied der kath. Kirche sein, und darf sich dann alles erlauben. Als guter Mensch ist man in der kath. Kirche nichts wert...

In der letzten Zeit hört man immer wieder, wie besorgt sich die kath. Kirche über die Austritte äußert. Ich kann dazu nur kopfschüttelnd die Frage stellen: wie naiv sind die Herren dort oben eigendlich?

In der heutigen Zeit, kann es nicht angehen, dass die Kirche sich immer noch über das geltende Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland hinwegsetzen darf. Eine Reformation der Gesetze innerhalb der kath. Kirche ist dringender als je zuvor gefragt. Sollten sich die Herren in dieser Hinsicht weiterhin blind und taub stellen, wird es mit Sicherheit auch weitere Kirchenaustritte geben.

Ich möchte auf diesen Weg auch noch mein Mitgefühl für Frau Gisela Reinert aussprechen. Es ist tragisch, dass ein so guter und engagierter Mensch , der dazu auch noch gläubiger Katholik ist, trotzdem daran gehindert wird den Menschen zu helfen.

Petra Grössges, Oberkail

Es fällt schwer zu glauben, dass eine unter kirchlicher Trägerschaft tätige Vereinigung, einer Frau die Mitarbeit verwehrt, die einen zentralen Auftrag des Neuen Testamentes in die Tat umsetzt: (Math.25,40) „Wahrlich ich sage euch: ‚Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, dass habt ihr mir getan’". Kann es sein, dass, wie Hans Dieter Hüsch es einmal formuliert hat, Gott selbst aus dieser Kirche ausgetreten ist und die Menschen ihm folgen indem sie das auch tun? Der ganze Text für Interessierte: http://dbs-lin.ruhr-uni-bochum.de/esg/index.php?option=com_content&task=view&id=95&Itemid=95

Darüber sollten die Oberen, angesichts der steigenden Austrittszahlen, einmal nachdenken. Eines noch, wäre Frau Reinert Ärztin, hätte man sie natürlich angestellt, denn Ärzte sind Mangelware.

Ich selber bin im vierten Jahr ehrenamtlich im Modellprojekt: „Demenz zu Hause leben“ tätig. Ob ich nun wegen dieser Zeilen auch einen Anruf bekomme?

Axel Leischner, Mülheim

Ich würde gerne meine Meinung dazu äußern. Aber hier fehlen mir einfach die Worte. Wie war das noch: Liebe deinen Nächsten – auch wenn er wiederverheiratet ist. Oder so ähnlich

Günter Hostert, Trier

Die Regeln der katholischen Kirche und der Caritas sind wie sie sind, wir werden sie nicht ändern können. Was mich an dieser Sache ärgert: als Ehrenamtliche war Frau Reinert willkommen, erst als bezahlte Kraft ist sie "untragbar"! Ich denke die Caristas sollte konsequent derartige Fakten prüfen, bevor sie mit jemandem zusammenarbeitet. Dann gäbe es auch nicht das Problem, dass Betreute ihre Bezugsperson verlieren. Frau Reinert hätte sich dann sicher einer anderen Organisation anschließen können, deren Regeln moderner sind.

PS: Ich wäre ebenfalls untragbar, da ich nach reiflicher Überlegung vor langer Zeit aus der Kirche ausgetreten bin.

Rita Schneeberg, Wittlich

Da wundert sich das " Bodenpersonal" der katholischen Kirche noch, wenn immer mehr Menschen aus der Kirche austreten und die Einnahmen der Kirchensteuer folglich immer mehr sinken.

Rita Geimer, Fleringen

Dass eine Institution, die sich selbst der Nächstenliebe verpflichtet sieht, überholte Moralvorstellungen über das Wohl alter Menschen stellt, die sich an eine Bezugsperson gewöhnt haben und sich für deren Familienstand kaum interessieren dürften, ist allein schon ärgerlich genug.

Noch ärgerlicher wird das Ganze allerdings vor dem Hintergrund, dass der größte Teil kirchlicher Personalkosten von der öffentlichen Hand bezahlt wird: 17 % aus allgemeinen Steuergeldern und 60 % aus den öffentlichen Kassen der Sozialversicherungsträger (Stand und Quelle der Zahlen: WDR-Sendung "Hart aber fair" vom 17.03.2004. Ausführlich beschäftigt sich mit dieser Thematik der Politologe Carsten Frerk in seinem Buch "Finanzen und Vermögen der Kirchen in Deutschland", Alibri Verlag, 2002). Obwohl die Kirchen also mehr als 75 % der Kosten für ihre Mitarbeiter nicht selbst tragen, dürfen sie bestimmen, wer unter welchen Bedingungen arbeitet. Dabei wenden sie - wie im aktuellen TV-Fall geschehen - Kriterien an, die mit den Grundregeln des (zahlenden) deutschen Staates, z. B. dem Gleichheitsgrundsatz nach Artikel 3 des Grundgesetzes, nicht vereinbar sind und die deshalb für staatliche Mitarbeiter nicht gelten dürften. Auch wenn dieser Zustand dem Staats- und Kirchenrecht entspricht, ist er ein gesellschaftspolitisches Unding, zumal gerade in ländlichen Gebieten die Kirche oft der einzige Anbieter im Sozial- und Gesundheitsmarkt ist, so dass es für die Arbeitnehmer keine Alternative gibt.

Stefan Spies, Trier

Auch Kirche muss im Wandel bleiben. Von da her ist der Vergleich mit dem Mittelalter gerechtfertigt. Manche Kirchenvertreter wünschten sich wahrscheinlich den Scheiterhaufen wieder herbei! So kleingeistig wie seine irdischen Vertreter kann Jesus nicht gewesen sein! Befürchtet der Verband etwa schlechten Einfluss auf eine 80-jährige Demenzkranke? Das ist ja kein Einzelfall. Ich alleine habe schon mehrere Bekannte, die bei kirchlichen Einrichtungen angestellt sind und aus Angst vor Kündigung nach der Scheidung zwar wieder in Partnerschaft leben, jedoch nicht heiraten würden. Kann das denn wirklich Sinn der Sache sein? Warum dürfen „Wiederverheiratete“ eigentlich noch Kirchensteuer zahlen? An Stelle von Frau Reinert würde ich es nicht nur in Erwägung ziehen, sondern konsequenter Weise aus der Kirche austreten!

Barbara Jentsch, Schweich

Unglaublich dieser Vorfall! Wo leben diese Leute nur Sicher nicht in unserem Jahrhundert. Ich bin evangelisch, erkenne aber auch jede andere Glaubensrichtung an. Die Arbeit der Caritas habe ich bisher sehr geschätzt und mich auch immer an Spendenaufrufen gerne beteiligt. Jetzt ist Schluß damit! So produziert man Kirchenaustritte. Das scheint den Verantwortlichen egal zu sein.

Günter Anker, Wittlich

Wäre Frau Reinert nicht in standesamtlicher zweiter Ehe wiederverheiratet sondern würde mit ihrem Mann Gerhard in so genannter wilder Ehe zusammenleben - wäre das für den Caritasverband auch ein Ausschlusskriterium für den Abschluss eines Arbeitsvertrages? Meines Wissens nein. Soviel zu dem Thema 'Doppelte Moral'.

Waltraud Rosar, Trier

Obwohl die Einstellungspraktiken der Katholischen Kirche längst hinreichend bekannt sind, ist es immer wieder erschreckend, wie „unbarmherzig“ und mittelalterlich ihre Entscheidungen im Einzelfall immer wieder sind! Für mich ist endgültig der Zeitpunkt gekommen, aus der Kirche auszutreten!

Annette Naberfeld, Trier

Der Verhaltenskodex christlicher Organisationen ist sowohl eindeutig festgelegt als auch vom Grundgesetz abgesegnet. Folglich wurde im Antidiskriminierungsgesetz für religiöse Arbeitgeber eine großzügige Ausnahme geschaffen. Jetzt ist wohl für die Mehrheit der Mitglieder der betroffenen Glaubensgemeinschaft der Rausschmiss einer ehrenamtlichen Helferin nur aufgrund ihres Lebensstands in der jetzigen Zeit nur noch schwer nachzuvollziehen. Gut, noch vor fünfzig Jahren war das Wort des Ortspriesters Gesetz, aber diese Zeiten haben unbestreitbar geändert und vieles mehr ist auch mittlerweile ganz anders, man denke an die Rolle der Frau.

Doch dieser Fall birgt noch eine ganz andere Sprengkraft wenn man es denn wirklich darauf anlegen wollte und einen Präzedenzfall schaffen will. Grundsätzlich möglich wäre nach einem Zivilverfahren der Gang zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Die Entscheidung deutscher Gerichte und selbst des Verfassungsgerichts ist aufgrund der Rechtslage klar vorauszusehen - abgelehnt! Nur steht die Frage, ob religiöse Organisationen, wenn sie als Arbeitgeber auftreten, hier gegen den europäischen Diskriminierungsparagraphen verstoßen dürfen. Da besteht durchaus eine gute Chance Recht zu bekommen. Doch dann kommt die eigentliche Bombe ins Spiel, die auch zum VG-Urteil zum Lissabonvertrag aufblitzte: Das Bundesverfassungsgericht hat den Anspruch, höchste rechtliche Instanz zu sein - und Menschenrechtskonvention oder EU-Verträge und das Grundgesetz können wie hier durchaus widersprüchlich sein. Das könnte dann in letzter Konsequenz dazu führen, das sich EuGH und Bundesverfassungsgericht gegenseitig verurteilen - der Ausgang würde die komplette Rechtslandschaft umkrempeln. Früher oder später wird das passieren, es braucht nur den Idealisten der es darauf ankommen lässt.

Für Frau Reinert ist es mehr als ärgerlich, aber im Grunde ist nach wie vor festzustellen, das die katholische Kirche dem doch so wichtigen dritten Gebot dann doch in zweitausend Jahren entstandene Normen und Vorschriften vorzieht. Es entspricht sicherlich nicht Jesu Willen (Mk 12, 29ff), aber im Endeffekt kommt man zum Schluß das die Kirche eine Firma wie jede andere auch geworden ist, wo Geld, Macht und Einfluß mehr zu sagen haben als der Urgedanke christlicher Nächstenliebe.

Stephan Brunker, Neuerburg

Als Anfang der 80er Jahre die Kinderklinik durch ein katholisches Krankenhaus nebst allen Mitarbeitern übernommen wurde, kündigte die Krankenanstalt zwei Mitarbeitern, weil sie in zweiter Ehe lebten. In der 1. Instanz gewannen die Mitarbeiter den Arbeitsgerichtsprozess gegen die Kündigung, in der 2. Instanz verloren sie ihn. Dies, obwohl die Gekündigten kleine Kinder zu versorgen hatten und arbeitslos wurden. Kirchenaustritte waren die Folge.

Rainer Hülsmann, Trier

Was ist da noch groß zu hinterfragen was wohl zu den zunehmenden Kirchenaustritten führt? Passt die Praxis des Handelns der Kirche und ihrer Behörden, mit ihren Ansprüchen überein? Hättest Du geschwiegen (oder gelogen) dann wäre ja alles gut gegangen. Und das ist die Praxis . Nicht nur in diesem Fall. Es gibt unzählige weitere Fälle aller Art, die die Glaubwürdigkeit von Anspruch und Wirklichkeit der Kirche untergraben.

Rudolf Göbel, Konz

Die katholische Kirche hat ihre Macht noch nicht verloren. Wen wundert es, das soviele Kirchenaustritte zu beklagen sind?

Mich nicht. Nachdem ein Kardinal die Homosexuellen den Terroristen gleichsstellte, verstehe ich jeden der der Kirche den Rücken zuwendet.

Rita Schröder, Gondenbrett

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