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Zum Artikel "Geisterfahrer: Zwei Verletzte auf A 60" (TV vom 15. März) und zur Verbesserung der Sicherheit auf den Straßen:

Wieder wurden zwei unschuldige Verkehrsteilnehmer Opfer eines Geisterfahrers. Musste das sein? Dem Stand der Technik nach müsste die eindeutige Antwort "Nein" lauten. Die heute zur Verkehrsüberwachung, Verkehrsregelung und Mauterhebung eingesetzte Technologie ermöglicht weitgehend die Abwehr dieser Straftat und die Erfassung der Verursacher. Anscheinend fehlt es an dem politischen Willen, diese mit Gefängnis bedrohte Straftat nachhaltig zu verfolgen. Nach Aussage der Bundesanstalt für Straßenwesen liegt die Anzahl der Falschfahrer bei über 1500 jährlich; laut Feststellung des ADAC sollen es sogar über 2800 Vorfälle jährlich sein. Anders als in Österreich wird in Deutschland keine Zentralstatistik über Falschfahrer geführt. Damit ist eine eindeutige Aussage über Anzahl und Folgen nicht möglich. Erstmals in Deutschland hat das Land Bayern die Falschfahrer gezählt. Von Januar 2009 bis September 2011 wurden 1308 Falschfahrten registriert, wobei nur in 327 Fällen die Personalien ermittelt werden konnten. Das Risiko, als Falschfahrer erwischt zu werden, liegt damit bei gerade 25 Prozent. Als Hauptursachen für Geisterfahrten wurde falsches Auffahren, gefolgt von unerlaubtem Wenden festgestellt. 39 Prozent der Falschfahrer waren dem Bericht zufolge über 70 Jahre alt, wie auch in dem vorliegenden Fall. Die Zahl der Suizidabsichten liegt bei unter zwei Prozent. Die Ursachen des Falschverhaltens reichen vom Orientierungsverlust durch unübersichtliche Verkehrsführung, Verwirrung, Stress, Alkohol/Drogen und Ablenkung bis hin zur Mutprobe. Wen wundert es bei dieser Erfassungsquote? Die elektronisch steuerbare Technik zur Verkehrsregelung und Mauterhebung ist mit Erfolg auf Autobahnen und Kraftfahrstraßen im Einsatz. Warum wird sie nicht auch zur Gefahrenabwehr, Verursachererfassung, Online-Meldung und Warnung genutzt? Warum werden die Auffahrten nicht räumlich eindeutiger von den Ausfahrten getrennt und durch zusätzliche Erfassungsmittel und lichtdynamische Verkehrszeichen oder Warntafeln verkehrssicherer gemacht? Sowohl die Technik als auch das Konzept sind verfügbar; aber? Die zur Abwehr der Gefahr durch unabsichtliche Falschfahrer und zur Erhöhung der Erfassungsquote zu treffenden Investitionen sind in Relation zu den Unfall- und Folgekosten gering. Wie viel persönliches Leid könnte auf diese Weise gemindert und volkswirtschaftlicher Nutzen erzielt werden, wenn der politische Wille vorhanden wäre. Dieter Kahl, Trier

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