Verrückte Welt

Landwirtschaft

Zu den Leserbriefen "Ohne Not" und "Nein, das ist nicht das Schlaraffenland":
Ich komme selbst aus der Landwirtschaft und habe sogar mal eine Meisterprüfung darin abgelegt. Die Landwirtschaft bekommt Subventionen, und die Landwirte wären mit dem Klammerbeutel gepudert, würden sie diese nicht annehmen oder deren Annahme verteidigen. Jeder Fensterbauer, jeder Wurstwarenfabrikant oder Hotelbetreiber würde gerne Subventionen annehmen, wenn er sie bekommt.
Subventionen machen durchaus Sinn. Aber wenn ein Unternehmenszweig über 60 Jahre durch Subventionen am Leben gehalten wird, sollte sich der Subventionsgeber mal überlegen, ob da nicht etwas vollkommen falsch läuft.
Haben Subventionen das Höfesterben aufgehalten oder verhindert?! Die Landwirte haben sich daran gewöhnt, ihre Produkte in Genossenschaften zu festgelegten Preisen abzuliefern. Vorteil für die Landwirte: Sie müssen sich um die Vermarktung nicht mehr kümmern. Dafür jammern sie regelmäßig darüber, dass die Preise zu gering sind.
Die wahren Nutznießer der Subventionen sind die industriellen Landwirtschaftsbetriebe. Schweinezüchter im Akkord. Milchbetriebe mit Hunderten Kühen, die so viel Milch geben, dass Ludwig Erhard die Luft wegbleiben würde. Wachse oder weiche ist die Devise. Hühnerfarmen, die sogar in der Bundesliga als Sponsoren auftreten. Verrückte Welt.
Arme kleine Bauernbetriebe! Ich gebe aber zu bedenken, dass auch die "kleinen Bauern" (50 bis 70 Hektar) riesige Traktoren fahren, deren Anschaffungspreis mit einer Luxuskarosse standhalten kann. Meist haben sie nicht nur einen, sondern für jedes Ackergerät einen. Mit diesen riesigen Traktoren werden die Feldwege kaputtgefahren, die Ackerböden verdichtet und alles Leben darunter zerquetscht. Sie hinterlassen uns eine Kultursteppe. Die meisten Landwirte sind keine Landschaftsgestalter und Landschaftserhalter wie vor 40 oder 60 Jahren. Sie müssen auf Teufel komm raus Ertrag machen. Sie können es sich nicht leisten, auf die Natur Rücksicht zu nehmen. Hier könnte der Staat für eine gewisse und begrenzte Zeit mit Subventionen gegensteuern.
Peter Kühn
Temmels

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort