Technik Verstörende Ignoranz

Zum Artikel „Die Gesundheitsrisiken des neuen Mobilfunkstandards“ (TV vom 16. März) schreibt Annette Müller:

Ich bin immer wieder verstört, wie leichtfertig man mit gesundheitlichen Gefährdungen umgeht, um dem technischen Fortschritt zu entsprechen. Ich liebe Naturwissenschaften und technischen Fortschritt, bin sogar Fan davon – aber nicht um jeden Preis. Warum wenden sich sogar Ärzte in Bezug auf die Auswirkung elektromagnetischer Strahlung von Funkmasten an die Regierung?

Ausgiebig erforscht wurden bisher lediglich thermische Wirkungen von Funkmasten. Die athermische Wirkung des Einflusses dieser Dauer-Magnetfelder, die permanent rhythmisch strahlend („gepulst“) auf Betroffene um den Mast herum einwirken, kann nicht einfach wie die Endgeräte – Handys – ausgeschaltet oder „in Flugmodus“ umgestellt werden. Wie im Artikel zum Schutz richtig empfohlen wird.

Man ist eben in Funkmast-Nähe permanent der „Strahlung“ (eigentlich falsch ausgedrückt: Es sind magnetische, sich ausbreitende physikalische Felder, die auch auf ihre Umgebung einwirken) ausgesetzt. Ohne Abwehrmöglichkeit!

Sogar die Strahlenschutzkommission sagt, dass die Gesamtproblematik der biologisch-medizinischen Wirkungen der Felder des Magnetfeldes nicht endgültig geklärt werden konnte und noch Forschungsbedarf besteht! Man spricht in Forschungsprogrammen insbesondere von Langzeitwirkungen und Wirkungen auf Kinder. So sind Funkmasten in Nähe von Kitas nicht erlaubt. Warum wohl?

Die Studie „Fehlerhafte offizielle Bewertung der Sicherheit von Funkstrahlung durch die Beratergruppe für nicht-ionisierende Strahlung“ von Sarah J. Starkey (2016) kritisiert, dass die Grenzwerte nicht schützen, denn die Gutachten sind angeblich manipuliert. Die Studie zeigt am Beispiel des AGNIR-Berichtes (Advisory Group On Non-ionising Radiation, Großbritannien), mit welchen Methoden eine Rechtfertigung zusammengezimmert wird. Eben mit Methoden einer scheinwissenschaftlichen Legitimierung – irgendwie analog zum Diesel mit seinen Manipulationen?

Es gibt Institute für zellbiologische Testsysteme, an denen führende Zellforscher andere Erfahrungen gemacht haben: Wirkung auf das Gehirn, Wirkung auf die Fortpflanzung, auf die DNA, auf die Herztätigkeit, auf oxidativen Zellstress ...

Solange man das nicht entkräften/widerlegen kann, sollte man vorsichtiger damit umgehen, zumindest keine unmittelbare Nähe zu Wohnsiedlungen eingehen. Und man sollte den Menschen ein Mitspracherecht einräumen, wenn vor ihrer Haustür ein Funkmast errichtet werden soll.

Annette Müller, Konz

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