Parteien Viel Aufwand für nichts?

Zum Bericht „Schaulaufen um den Vorsitz hilft der SPD kaum“ (TV vom 6. September) schreibt Andreas Hoffmann, Trier:

Beim Durchlesen des Kommentars kann ich mich dem Gefühl nicht entziehen, als ob hier alle möglichen Argumente herbeigezerrt wurden, die in irgendeiner Art und Weise gegen dieses Konzept der Suche nach der idealen Parteiführung und auch gegen die SPD gerade noch so passen können.

Ich gebe gerne zu, dass dieses Format etwas von einer Casting-Show hat, die es aus meiner Sicht auch ist. Natürlich bleibt den Kandidat*innen wenig Zeit, ihre Schwerpunkte in der Veranstaltung darzulegen. Aber dennoch gibt sie jedem Zuhörer die Möglichkeit, seinen Kreis der Favoriten einzugrenzen. Wer mehr wissen will, kann sich mittels anderer Quellen über die Bewerber*innen informieren.

Wenn man die von Werner Kolhoff ins Feld geführten Themen nimmt, die momentan die Agenda der Politik bestimmen, so liegt sein Schluss nahe, dass es kaum einen ungünstigeren Zeitpunkte geben kann, um sich nach einer neuen Führungsspitze umzusehen. Hierbei verschweigt der Kommentator jedoch, dass es sich bei dem Zeitpunkt nicht um einen von der SPD gewählten Wunschtermin handelt, sondern letztlich durch den Rücktritt der letzten Vorsitzenden in die Situation gebracht wurde.

Natürlich bindet eine solche Veranstaltung auch Personal, aber ich glaube schon, dass es innerhalb der SPD weiterhin kompetente Ansprechpartner gibt, die auch die Prokura haben, mit dem Koalitionspartner die wichtigen Themen auf Augenhöhe zu verhandeln. Vielleicht hilft sogar die Sorge der CDU vor dem durch bestimmte Teams favorisierten vorzeitigen Bruch der Koalition dabei, der SPD stärker entgegenzukommen, in der Hoffnung, dass durch eine (noch) besser erkennbare Handschrift der SPD diese Teams verhindert werden können.

Herr Kolhoff kritisiert auch, dass die möglichen Führungsteams nicht von den Parteimitgliedern gewählt werden, sondern sich als feste Tandems präsentieren. Ich meine schon, dass dies eine wichtige und richtige Entscheidung ist und keineswegs auf einem Missverständnis des Begriffs Doppelspitze beruht.

Was passiert, wenn ein Führungsteam sich nicht einig ist, hat die SPD 1998 mit ihrer Troika leidvoll erfahren. Nein, diese sich zur Wahl stellenden Teams haben sich im Vorfeld schon beschnuppert und sind sich einig, welche Schwerpunkte die Partei ihrer Meinung nach setzen soll und wie dies umzusetzen ist.

Herr Kolhoff ist weiterhin der Meinung, dass das Interesse an diesen Regionalkonferenzen bald abebben wird. Das muss differenziert gesehen werden. Der Grund der Parteimitglieder, zu den lokalen Konferenzen zu kommen, ist das Interesse, die Kandidat*innen und ihre Themen kennenzulernen. Aufgrund hoher Anmeldezahlen mussten in manchen Orten sogar schon größere Hallen angemietet werden. Für die Medien hingegen wird sicherlich das Interesse abebben, da sich die Konferenzen im Vergleich zur ersten wohl kaum in der Art der Durchführung, der sich vorstellenden Kandidat*innen und der Themen unterscheiden werden.

Dies waren nur einige meiner Kritikpunkte am Kommentar, die aber zeigen, dass mit einem etwas anderen Fokus diese Art der Kandidatenkür durchaus im positiven Licht gesehen werden kann.

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