Viele alte Nazis, viele Ausreden

Zum Leserbrief "Alle über einen Kamm" (TV vom 28./29. April):

Es war 1945 schon ekelhaft, miterleben zu müssen, wie schnell aus alten Nazis "Widerstandskämpfer" wurden. Jeder fand für seine NSDAP-Mitgliedschaft eine andere Ausrede, schließlich wollte man auch im Nachkriegsdeutschland Karriere machen. Das ist dann auch vielen gelungen. Es ist jedoch eine Verleumdung der wirklichen Gegner Hitlers, zu behaupten, sie hätten keine Mandate übernehmen können. Oder waren nur die Nazis fähig, Deutschland aus dem Elend herauszubringen, in das die Anhänger Hitlers es geführt hatte? Wohl nicht. Hans Filbinger trat am 20. Mai 1937 der NSDAP bei, er war also Nazi. Er wirkte noch im Januar 1945, als schon für jeden denkenden Deutschen das Ende des NS-Reiches abzusehen war, an einem Todesurteil gegen einen Deserteur mit. Er hielt das auch noch als Ministerpräsident für rechtens. Mich interessiert, was der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger unter Nationalsozialist versteht, wenn Filbinger keiner gewesen sein soll. Filbinger ist übrigens nicht der einzige Ex-Nazi, der sich später "große Verdienste" erworben hat. Genannt seien zum Beispiel Kurt Waldheim (UN-Generalsekretär und Bundespräsident in Österreich) und Wernher von Braun (Nasa-Chef). Die genaue Zahl dieser "Größen" wird sich wohl nie feststellen lassen. In die durch die Trauerrede Oettingers losgetretene Diskussion musste Bundeskanzlerin Angela Merkel eingreifen - der außenpolitische Schaden für unser Land wäre doch wohl zu groß geworden.Ernst Hanrath, Bruch POLITIKER

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