Gesundheit Spektakulär aufbereitet

Zur Berichterstattung über die Corona-Krise schreiben Horst Becker, Gabriele Greim, Josef Käser, Karl-Heinz Stolz, Leo Pschebizin, Stephan Krumm, Heinz Erschens und Rita Ames:

Am 18. März warnten die Experten des Robert-Koch-Instituts vor einem Szenario mit Millionen von Coronavirus-Infektionen, weil sie damit rechneten, dass sich 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung mit dem Virus infizieren könnten. Für Deutschland hätte dies bedeutet, dass etwa 50 bis 58 Millionen Menschen betroffen gewesen wären mit prognostizierten Todesfällen von circa 300 000. Hinzu kamen die in den Medien spektakulär aufbereiteten Bilder aus China und Italien, Spanien, Großbritannien und den USA. Spätestens jetzt bekamen es die zuständigen Politiker mit der Angst zu tun, und sie entschlossen sich, die mittlerweile sprichwörtlich gewordene „Bazooka“ auszupacken und eine Massenquarantäne, englisch Lockdown, zu verhängen.

Bei einer Gesamtbevölkerungszahl von circa 83 Millionen machen sich die von der Johns-Hopkins-Universität veröffentlichten aktuellen Zahlen der Sterbefälle, die mit dem Coronavirus in Zusammenhang gebracht werden, glücklicherweise aber sehr bescheiden aus. Mit Stand vom 19. April waren es in Deutschland 4538 Menschen, das entspricht einem Prozentsatz von 0,005.

In anderen Ländern ist zwar die Todesrate der Infizierten bedingt durch das dortige marode beziehungsweise kaputtgesparte Gesundheitssystem höher als bei uns, die Zahlen bezogen auf die Bevölkerungszahl sehen aber ähnlich aus: Italien 0,039 Prozent, Spanien 0,044 Prozent, Frankreich 0,029 Prozent, Belgien 0,05 Prozent, Luxemburg 0,012 Prozent, USA 0,012 Prozent.

Wenngleich nicht immer gesagt werden kann, ob die Menschen „an“ oder „mit“ dem Virus gestorben sind, ergibt sich ein relativ klares Bild, was die Hauptrisikogruppe der durch das Virus schwer krank gewordenen oder daran gestorbenen Personen betrifft. In den weitaus meisten Fällen handelt es sich um ältere Menschen ab 70 Jahre mit sogenannten Vorerkrankungen. Diese Erkenntnis macht einen Lockdown zumindest fragwürdig. Es drängt sich die Frage auf, ob es nicht effektiver ist, die Quarantänemaßnahmen auf eben diese Risikogruppe und die mit ihnen in Kontakt befindlichen Personen (Ärzte, Pflegepersonal) zu konzentrieren und bei dem restlichen Teil der Bevölkerung – unter Beachtung von Händewaschen und Abstandhalten, wie die Experten es 2018 bei der ungewöhnlich hohen Zahl von 25 100 (!) Grippe-Toten lapidar empfahlen – den Lockdown schnellstmöglich aufzuheben.

Dieser Schritt wäre im Sinne von Millionen Eltern dringend erforderlich, die nicht wissen, wie sie neben der Betreuung ihrer Kita- oder Schulkinder noch arbeiten sollen; er wäre dringend erforderlich, um den drohenden Bankrott ganzer Wirtschaftszweige zu verhindern; er wäre dringend erforderlich, um in deren Gefolge inflationäre Entwicklungen und in der Folge die Verarmung breiter Bevölkerungsschichten zu bremsen.

Stattdessen aber wird es aufgrund der nunmehr doch avisierten, gleichwohl umstrittenen und umweltbelastenden Maskenpflicht vor den Sommerferien im Kita- und Schulbereich keine wesentlichen Veränderungen geben, sondern einen wahren Flickenteppich von teils undurchschaubaren branchenbezogenen Verbots- und Ausnahmeregelungen in den einzelnen Bundesländern. Der volkswirtschaftliche Niedergang unseres Landes ist so nicht aufzuhalten, und am Ende werden wir alle wesentlich ärmer geworden sein.

Horst Becker, Arzfeld

Jetzt sind kleinere Geschäfte wieder geöffnet, bis 800 Quadratmeter Größe, aber auch mit Abtrennung in größeren Läden möglich, in anderen Bundesländern ist Letzteres verboten. Bei uns dürfen Zoos und Tierparks geöffnet werden, in Baden-Württemberg nicht. Menschen, die an der Grenze zwischen beiden Bundesländern wohnen, fahren verständlicherweise an Wochenenden nach Rheinland-Pfalz. So geht es immer weiter.

Jedes Bundesland macht seine eigenen Lockerungen. Jeder will den anderen überbieten. Kann man nicht einheitlich entscheiden? Dann gäbe es keinen solchen Wirrwarr. Keiner weiß, was gilt und was nicht. Kein Wunder, dass ein Teil der Bevölkerung alles viel leichter sieht und sich nicht mehr so diszipliniert verhält.

Ich bin, wie viele andere, für Maskenpflicht in allen Bundesländern und gemeinsame Lockerungen in allen Bereichen mit sinnvollen Maßnahmen.

Gabriele Greim, Konz

Wenn ich mir die derzeitige Situation in der Corona-Krise anschaue und dann die aktuellen und auch die vergangenen Kommentare und Absichtserklärungen nochmals in Ruhe betrachte, dann finde ich, dass eine vorurteilsfreie und genaue Darstellung der Krise fehlt. Dass wir es mit einer gefährlichen, neuen Art einer Gesundheitsgefährdung zu tun haben, dürfte auch dem dümmsten Kritiker mittlerweile klar geworden sein. Die Einschränkungen der Bewegungsfreiheiten, der restriktiven Unterhaltungsmöglichkeiten sind für mich keine Beschränkungen im Sinne unseres Grundgesetzes, sondern unumgänglich und erforderlich. Damit müssen sich auch die kritischen Geister abfinden.

In anderen Ländern, bei unseren unmittelbaren Nachbarn, würden ihnen die Augen aufgehen. Bundeskanzlerin Angela Merkel handelt vernünftig, der Situation entsprechend, das zeugt von großem Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Bevölkerung. Umso unverständlicher für mich ist der Ruf nach weiteren Lockerungen. Die Krise ist bei weitem noch nicht überwunden, und wir sollten uns hüten, Rückschläge durch allzu frühe Freizügigkeit herbeizuführen. Nichts wäre schlimmer, als noch einmal von vorne anzufangen. Dies würde dem medizinischen und pflegerischen Personal, das uns bisher vor dem Schlimmsten bewahrt hat, wie ein Dolchstoß in den Rücken vorkommen.

Weiterhin müssen wir – und damit meine ich die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft – uns damit befassen, dass wir als eine der stärksten Industrienationen nicht auf Lieferungen aus Dritt-/Schwellenländern im Bereich der Medikamentenherstellung und der medizinischen Ausrüstungen angewiesen sein dürfen. Und es ist unumgänglich, diejenigen, die die größte Last in dieser Krise getragen haben (Mediziner und Pflegepersonal) und auch die vielen anderen Helfer angemessen zu bezahlen. Hierfür sind notfalls die Beiträge zur Krankenversicherung zu erhöhen.

Zum Abschluss noch eine kleine Bitte an die Politiker: Streitet nicht über Fristen, sondern denkt daran, dass ihr alle zum Wohl unseres Staates beitragen müsst.

Josef Käser, Daun

Es ist toll, wie sich alle Dienstleister anstrengen, um die täglichen Bedürfnisse der Bevölkerung abzudecken. Die Wertschätzung für alle Branchen, die derzeit noch laufen, ist hoch. Aber sind wir doch mal ehrlich: Waren die Dienstleistungen nicht vor der Krise auch schon gut? Jede Verkäuferin ist bemüht, freundlich weiterzuhelfen und fachgerecht zu bedienen. Jede Kassiererin erträgt das ungeduldige Verhalten der Kunden. Im Gesundheitswesen sowieso. Das steht in meinen Augen ganz oben in der Wertschätzungstabelle. Ich will hoffen, dass alle nach der Corona-Geschichte noch wissen, welch guten Job die Dienstleister machen.

Karl-Heinz Stolz, Irrel

Wir werden derzeit von Virologen und anderen Wissenschaftlern mit Handlungsanweisungen bombardiert, wie man sich am besten gegen das Coronavirus schützen kann. Mir fehlt bei all diesen Vorschlägen ein wichtiger, vielleicht der wichtigste Aspekt, nämlich der Aufbau beziehungsweise die Erhaltung eines starken Immunsystems. Wenn man sich die Ernährungs- und Trinkgewohnheiten einer Mehrheit unserer Bürger betrachtet, dann scheint es nicht verwunderlich zu sein, dass dieses System bei vielen sehr wahrscheinlich im Argen liegt.

Da werden zu viel Fleisch und Wurst, zu viel Fett, zu viel Zucker, zu viele Kohlehydrate gegessen und zu viel Alkohol getrunken. Wenn man weiß, dass circa 80 Prozent unseres Immunsystems im Darm beziehungsweise in den Zellen der Darmschleimhaut sitzen, kann man sich gut vorstellen, warum dann das System nur unzureichend funktioniert, Dazu kommt, dass circa 40 Prozent der Deutschen Bewegungsmuffel sind, was das Immunsystem zusätzlich schwächt. Ein optimal funktionierendes Immunsystem ist am besten in der Lage, das Coronavirus abzuwehren.

Von vielen Seiten hört man heute, dass die Welt, dass Deutschland nach dieser Corona-Krise anders aussehen wird. Ich bin sehr skeptisch. Nach einer Phase der Besinnung wird der Tanz ums goldene Kalb (= Geld) vermutlich weitergehen wie bisher und man wird die Augen vor den wirklichen Ursachen dieser und kommender Krisen verschließen.

Der Ausbruch der Pandemie ist nicht zuletzt auf das weltweite, von Menschen zu vertretende Artensterben, die Naturzerstörung und den Klimawandel zurückzuführen. Diese Zerstörung von Ökosystemen erhöht das Risiko, dass Krankheiten von Wild- und auch Haustieren auf den Menschen überspringen können, wie es in den letzten Jahrzehnten deutlich zu erkennen war. Die Menschen rücken den Lebensgrundlagen der Tiere immer weiter zu Leibe, und diese zunehmende Annäherung der Menschen an die Tierwelt führt zu Ansteckungsgefahren mit Viren, die für die Tiere normalerweise kein Problem darstellen (etwa bei Fledermäusen).

Den Chinesen die Schuld an der Corona-Krise zuzuschieben, wäre zu kurz gegriffen. Die Natur wehrt sich gegen die Gier der Menschen, dies ist der eigentliche Kern der Pandemie.

Leo Pschebizin, Bernkastel-Kues

Die US-amerikanische Administration unter Präsident Donald Trump zahlt keine Beiträge mehr an die WHO. Und das gerade jetzt. Mehr denn je wäre ein weltweiter Konsens gefordert im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie.

Es widert mich an: Die USA leisten sich den mit Abstand höchsten Militärhaushalt weltweit, aber ihr Gesundheitssystem, was jetzt gefordert ist, kollabiert, weil die mühsam von Präsident Barack Obama eingeführte Krankenversicherung von seinem Nachfolger Trump wieder rückgängig gemacht wurde. Die Folge: die meisten Toten weltweit.

Heimlich sind aber, so heißt es, Ende vergangenen Jahres die US-Atombomben vom Fliegerhorst Büchel in die USA gebracht worden, um sie zu modernisieren. Dafür geben die USA Geld aus. Ein Irrsinn! Viel mehr stünden die USA in der Schuld, endlich einmal Flüchtlinge aufzunehmen, Menschen, die fliehen mussten infolge des von Amerika entfesselten unseligen Irak-Kriegs. Das würde einen Bruchteil von dem kosten, was für Rüstung ausgegeben wird. Aber es ist für die Industrie kein Geld zu verdienen, wenn Menschen in Not einfach nur geholfen wird. Es geschieht nichts, der politische Wille fehlt.

Ich verachte diese Politik und habe auch einen Groll gegen die deutsche Regierung. Sie schaut diesem schändlichen menschenverachtenden Tun der Amerikaner zu, statt die US-Atombomben samt Kampfdrohnen aus unserem Land zu jagen. Aber dafür fehlt der Mut.

Stephan Krumm, Schönecken

Das Virus ist ein Gegner, der weder Freund noch Feind kennt , der in aller Stille aber mit großer Dynamik die Welt in Schrecken versetzt und lähmt. Es greift nicht nur die in bitterer Armut lebenden Massen an, sondern zeigt seine Gefährlichkeit in den höchsten Führungs- und Regierungskreisen. Wie schon im Mittelalter, als bei der Pest-Pandemie wilde Vermutungen und Gerüchte die Phantasien der Menschen beflügelten, häufen sich heute in den Netzwerken abenteuerliche Spekulationen vom menschengemachten Virus. So auch in den USA. Präsident Trump muss erkennen, dass von seinem globalen Herrschaftsmonopol bei der Pandemie-Bekämpfung keine Rede sein kann. Das hält ihn aber nicht davon ab, mit Schnellschüssen aus der Hüfte Schuldige zu erkennen und zu benennen. Nach seiner Ansicht sind die Chinesen mit Ihrer anfänglichen Geheimhaltung und die WHO durch zu späte Informationen schuld an der Misere. Sein Generalstabschef Mark Milley schloss nicht aus, dass das Virus aus einem chinesischen Labor kommt. Verteidigungsminister Mark Esper sprach von nicht eindeutiger Herkunft, bekräftigte die Hypothese vom menschengemachten Virus.

Eine Versachlichung ist dringend geboten! Die Pandemie als Wahlkampf-Waffe einzusetzen ist genauso abwegig wie die Meinung mancher Strategen auf dem Marktplatz der Rüstungsideen zu biologischen Waffen.

Heinz Erschens, Kell am See

Zum Leserbrief von Franz Danner unter der Überschrift „Demokratie oder Diktatur?“ (TV v. 18./19. April):

Dem besonnenen Vorgehen von Angela Merkel und Markus Söder ist es zu verdanken, dass wir keine italienischen Verhältnisse bekommen haben. Aus diesem Grund muss ich Herrn Danner widersprechen. Niemand fällt es leicht, überwiegend zu Hause zu bleiben. Glücklich alle, die ein Haus mit Garten haben.

Zu der Schließung von Geschäften und Gastronomiebetrieben: Das sind jetzt mal gerade vier Wochen gewesen, und es geht ein Aufschrei durchs Land, als wäre alles schon ein Jahr dicht. Wer nicht mal einen Monat bis sechs Wochen aufgefangen bekommt, für den ist es sowieso nur eine Frage der Zeit, wann Schluss ist. Klar, jedem fehlen die Einnahmen aus dem Ostergeschäft. Auch ich konnte meine Ferienwohnungen nicht vermieten, auch ich wäre gerne an Ostern zum Gottesdienst und bei dem tollen Wetter ein Eis essen gegangen, auch ich hätte gern mit der ganzen Familie Ostern gefeiert. Jeder ist in dieser Situation nicht nur für sich verantwortlich, sondern auch für alle anderen, mit denen er/sie zu tun hat. Wenn wir alle etwas diszipliniert sind, wird es auch wieder eine Zeit nach Corona geben, hoffentlich ohne Verluste.

Rita Ames, Zeltingen-Rachtig

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