Von der Politik totgeschwiegen

Nicht erst die Vergleichsstudie von Unicef zur Situation von Kindern zeigt, dass unsere deutsche Kinderfreundlichkeit mittelmäßig ist. Die Studie über Armut wie auch die Pisa-Studie bescheinigen das gesellschaftliche Desaster.

Es überrascht mich, dass wir im Bericht von Unicef überhaupt noch so gut abschneiden. Die gesellschaftliche Armut in Deutschland wird von der großen Politik totgeschwiegen. Diese Armut ist die Wurzel allen Übels. Hier hätte die Politik bereits in den 80er-Jahren vorbeugen und den frühen Tendenzen entgegenwirken müssen. Das wurde leider verpasst! Die Einkommensarmut ist zunehmend in den regional schwachen, abseits von Industrieschwerpunkten gelegenen Gebieten Deutschlands steigend. Und hier wird von der Politik noch Vorschub geleistet. Die jüngste Steuerreform gibt diesem Vorschub einen neuen Ruck. Die heutige Einkommenssituation macht es unmöglich, als Alleinverdiener einer Familie deren gestiegenen Erwartungen finanziell gerecht zu werden. Selbst mit Universitätsabschluss kann man in Deutschland nicht mehr allein die hohen Lebenshaltungskosten für seine Familie bewältigen. Der Partner muss mitarbeiten, um den Kindern die notwendige soziale Sicherheit bieten zu können. Was auf der Strecke bleibt, ist die soziale Kommunikation untereinander, die zu einem solchen Fehlverhalten führt, wie im Bericht von Unicef aufgezeigt wird. Fakt ist: Die Politik muss erkennen, dass das Risikoverhalten unserer Kinder ein Hilferuf an uns alle ist. Wir brauchen hier Veränderungen. Es genügt nicht, nur die Investitionen in den Ausbau von Auffangbecken für unsere Kinder zu tätigen. Für unsere verantwortlichen Politiker ist das eine Alibifunktion und dient letztlich nur als Ruhekissen. Es muss ein Umdenken in unserer Gesellschaft erfolgen und die Kommunikation untereinander gefördert werden. Dem ausgeprägten egoistischen Verhalten der deutschen Gesellschaft muss entgegengewirkt werden. Die bezahlten politischen Köpfe sind hier gefordert. Sie müssten die Rahmenbedingungen für eine gesellschaftliche Veränderung schaffen. Nur so wird es möglich sein, vielleicht im nächsten Jahrzehnt eine neue Denkstruktur herbeizuführen. Christina Spies, Reinsfeld

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