Sprache Von Schwäninnen und Spazierern

Zur Meldung „Schwänin mit Luftgewehr erschossen“ und zum Artikel „Viel Protest gegen wenige Spazierer“ (TV vom 10. Juni) schreibt Heinz Sieburg:

Lachen, heißt es, sei die beste Medizin. Das gilt besonders in gesundheitsgefährdenden und zudem tristen Corona-Zeiten. Und der Trierische Volksfreund versorgt uns in der Ausgabe vom 10. Juni gleich mit einer doppelten Portion humoristischer Kreativität. Da findet sich zunächst ein Bericht über eine „Schwänin“, die „mit einem männlichen Schwan auf einem Teich im Mediapark mitten in der Kölner Innenstadt [zusammenlebte]“. Eine Schwänin? Das ist eine wirklich putzige Wortbildung und macht es gleich viel erträglicher, dass das arme Tier von einer Luftgewehrkugel getroffen wurde und starb. „Schwänin mit Luftgewehr erschossen“ heißt denn auch bündig die Überschrift des Artikels. Und derlei Formulierungen sorgen ja nicht allein für Heiterkeit, sondern sind wohl auch unter Gesichtspunkten einer geschlechtergerechten Sprache vorbildlich. Jedenfalls habe ich mir vorgenommen, zukünftig bei Spaziergängen nicht mehr schnöde auf einen Bussard hinzuweisen, sondern dann wird es heißen: „Sieh‘ nur dort die Bussärdin beziehungsweise den Bussard!“ Und natürlich werde ich mich demnächst an Fälkinnen oder bei Tiersendungen an Sträußinnen und Kolibriinnen erfreuen dürfen. Und was für die Vogelwelt recht ist, sollte für die sonstige Fauna doch wohl billig sein: Warum eigentlich nicht Zebrainnen und Maulwürfinnen und Borkenkäferinnen? Einwände dagegen lasse ich nicht gelten. Schon gar nicht den Einwand, die Wörter würden so unnötig lang und das sei ja schließlich auch eine Art Ressourcenverschwendung.

Denn der TV liefert am selben Tag das schlagende Gegenargument ja gleich mit. Was hier großzügig verausgabt wird, wird dort wieder umweltschonend eingespart. „Viel Protest gegen wenige Spazierer“, heißt es nämlich an anderer Stelle als Überschrift. Spazierer? Auch das macht gute Laune – und beruhigt sogar das ökologische Gewissen. Und auch hier: Weiter so! Warum nicht auch Fußer für Fußgänger und Geisterer für Geisterfahrer oder Strander für Strandurlauber? Danke TV! Du hast mir viel Spaß gemacht.

Heinz Sieburg, Igel

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