Von wegen südländischer Schlendrian

Im Januar 2005 waren meine Frau und ich auf Sardinien. In einem kleinen, winterfest gemachten und touristenleeren Badeort fanden wir ein Restaurant, in dem auch die Einheimischen zum Mittagstisch gingen.

Wir saßen dort, als sie kamen, aus den Büros, von den Baustellen oder woher auch immer. Einer wagte es, den Wirt zu fragen, ob er rauchen dürfte. Dieser gab die Frage in die Runde. Als artige Ausländer und Gäste in Italien stimmten wir, meine Frau und ich, zu. Die einheimischen Italiener reagierten mit einem Aufschrei und zeigten alle mit ausgestreckten Zeigefingern auf ein weißes Schild mit roter Schrift. Dieses Schild erklärte, es sei gesetzlich verboten, in Gaststätten zu rauchen. Der Fragende wurde beschimpft, bekam einen roten Kopf und steckte die Zigarettenschachtel wieder ein. Ich frage mich, wo da der sprichwörtliche südländische Schlendrian war. Der scheint eher bei uns eingezogen zu sein, die wir von uns selbst doch so als "perfekt" und "gut" überzeugt sind. Perfekt sind wir nur im Uns-Nicht-Festlegen, wie unser Ministerpräsident Kurt Beck mit der in seinem Haussender verkündeten Abneigung gegen Verbote und der gleichzeitigen Abneigung gegen das Rauchen in öffentlichen Räumen belegt, im Nachgeben und in Intoleranz gegenüber den Nichtrauchern. Wilfried Plohmann, Pellingen

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