Weniger ist mehr

Zum Artikel "Hellhörige Nachbarn - aber kein Strafprozess" (TV vom 11. August):

Welch glücklicher Umstand für den TV, in der "Saure-Gurken-Zeit" über einen Fall von Kinderschändung in der heimischen Region berichten zu können. Mit Fotos, Details über den Ablauf, Interviews der Nachbarschaft: Mir wird schlecht bei dieser Form von "Journalismus".

Zwar ist öffentliche Aufklärung nötig, was ja wohl die Bedeutung einer Zeitung ausmacht. Die Frage ist nur - wie. In diesem Fall (und in manch anderem in der Vergangenheit auch) muss ich eindeutig sagen: Weniger (Berichterstattung) ist mehr. Der TV unterscheidet sich bei diesem Schmieren-Journalismus kaum von anderen Blättern. Bleibt mir noch die Frage, wann das Tagebuch des Christoph G. veröffentlicht wird, entsprechendes Honorar vorausgesetzt. Leserschaft wäre durch die reißerische Aufmachung in der bisherigen Berichterstattung sicher genug vorhanden.

Wie gesagt, Öffentlichkeitsarbeit ist Aufgabe der Tageszeitung. Christoph G. hat regulär abgeurteilt zu werden, wofür wir ein ordentliches Rechtssystem haben. Um die geschändeten Kinder kümmern sich die amtlichen Stellen. Wozu dann noch diese aufgeblähte Berichterstattung, die durch die provozierende Darstellung eher noch Nachahmer als Ablehner findet?

Sehr informativ zwei am Tag danach erschienene Artikel "Das explosive Erbe der Region" oder "Messerstecherei im Asylzentrum". Wertvolle, ausführliche und sachliche Beiträge, die den eigentlichen Wert einer Tageszeitung ausmachen.

Vielleicht kann die TV-Redaktion zukünftig die diesbezügliche Prioritäten-Verteilung etwas umgestalten, auch die ausufernden Informationen Klatsch und Tratsch betreffend, selbst auf der Sportseite, gehören meines Erachtens in die Regenbogenpresse.

Vorschläge, die den Wert der Zeitung sicher nicht verringern werden.

Reinhardt Harms, Konz

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