Wenn die Polizei an Fronleichnam mitmarschiert...

Zum Leserbrief "Absurde Verschwörungstheorie" (TV vom 9./10. Juni):

Das angeblich von vielen Organisatoren der Demonstration in Rostock gelobte deeskalierende Verhalten der Polizei konnte ich schon während des Demonstrationszuges am 2. Juni in Rostock nicht wahrnehmen. Auf mich wirkte das martialische Auftreten hochgerüsteter Polizeieinheiten von Anfang an sehr beängstigend.Nach Auffassung von Dieter Bergemann sind solche Wahrnehmungen wohl aus "ideologischen Gründen" verzerrt. Menschen, die sich durch das Tragen von Kappen, Sonnenbrillen oder Tüchern gegen die immer massiver werdenden rechtswidrigen Überwachungen bei Demons trationen wehren, als gewaltbereite Chaoten zu diffamieren, steht für Herrn Bergemann vermutlich nicht unter Ideologieverdacht. Ebenso wenig wie die Tatsache, dass die Bewaffnung und Vermummung auf Seiten der Polizei völlig selbstverständlich hingenommen wird.Ein Jugendlicher der KSJ hat die von der Polizei ausgehende Bedrohung am eigenen Leib zu spüren bekommen. Bei der Demonstration in Lichtenhagen, bei der es angeblich zu "Rangeleien zwischen rund 400 Autonomen und der Polizei" kam, wurde er von Polizisten vollkommen grundlos zu Boden gerissen und mehrmals geschlagen. Er war weder vermummt noch schwarz gekleidet und unterhielt sich gerade mit einer Bekannten, als die Polizei vermutlich meinte, eine Person aus der Kundgebung heraus festnehmen zu müssen und dabei keine Rücksicht auf andere Umstehende nahm. Eine Anzeige gegen solche Gewalt von Seiten der Polizei ist aussichtslos, da in der Regel der einzelne Polizeibeamte nicht zu identifizieren ist.Georg Sieber, ein Polizeipsychologe aus München, sagte zur Demonstration am 2. Juni: "Würde man etwa eine Fronleichnamsprozession in der gleichen Weise begleiten, käme es ganz sicher zu den gleichen Widerständen, Spannungen und Reibungen." Bei allem, was wir an Sicherheitswahn in der letzten Zeit erlebt haben, würde es mich nicht wundern, wenn die Polizei demnächst tatsächlich an Fronleichnam mitmarschiert.Nicola Rosendahl, Katholische Studierende Jugend im Bistum Trier g8-gipfel

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