Wenn Jesus das geahnt hätte ...

Zur Diskussion über den Zölibat (der TV berichtete):

Was ist denn eigentlich so schlimm an Ehe und Familie und Frauen, dass die Kirchenhierarchie sie nicht für würdig hält, das Priesteramt auszuüben. Diese Männer sind doch auch im Schoß der Familie gezeugt und geboren worden. Schließlich hat Gott uns Menschen so geschaffen, nach seinem Bilde und Gleichnis, also mit Leib und Seele, alle ohne Ausnahme. Mit allen guten gesunden und natürlichen Anlagen und mit der Auflage, vernünftig damit umzugehen.

Seit Jesu Wirken müsste die alttestamentliche Vormachtstellung der Männer doch beseitigt sein, denn er hat, obwohl ihn Petrus dafür rügte, Maria Magdalena geküsst und ihr Geheimnisse anvertraut, die die übrigen Apostel nichts angingen. Weil alle diese Darstellungen nicht in die Vorstellungswelt der Machterhaltung der Hierarchie passten, wurden bis heute die sogenannten verborgenen Evangelien nicht zugänglich gemacht und anerkannt.

Diese Frauenfeindlichkeit findet man dann bei Paulus und später bei den großen Kirchenlehrern wie Thomas von Aquin und Augustinus. Für Thomas von Aquin hatten Frauen keine Seele. Augustinus hatte bekanntlich eine langjährige Geliebte, mit der er auch einen Sohn hatte, den sie später nicht mehr sehen durfte. Als sie ihn, als er schon Bischof war, in Rom besuchte und "verführte" weil sie ihn noch liebte, schlug er sie fast tot. Die Frau, wie im Alten Testament dargestellt als Ursprung der Verführung zur Sünde, hat sich trotz Jesu Botschaft im Neuen Testament bis heute erhalten, denn nur so kann man sich das sture Festhalten am Pflichtzölibat, an der Verweigerung der Ordination von Frauen verstehen. Jesus wollte keine Organisation, die der Macht erhaltung der Männer dient, sondern er war gekommen, um alle Menschen in das Reich seines Vaters zu führen - ohne Ansehen des Geschlechts. Er hat nirgendwo davon gesprochen, was die römische Hierarchie jetzt als Maßstab setzt, um sein Wort zu verkünden.

Anneliese Thommes, Prüm

katholische kirche

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