Leserbrief Wer bedroht hier wen?

Ukraine-Konflikt

Zum Artikel „USA verlegen 2000 Soldaten nach Europa“ (TV vom 3. Februar) und zum Leserbrief „Von einem Krieg würden alle verlieren!“ (TV vom 14. Januar) sowie zu weiteren Artikeln zur Ukraine-Krise: 

Vorweg: Ich empfinde Meinungen zum Ukraine-Konflikt, wie sie im oben gennanten Leserbrief ausgedrückt werden, als verharmlosend, abwiegelnd und letztlich als pro-russische Meinungsmache.

Zum Leserbrief: Was genau mündlich gegenüber Gorbatschow 1990 von Kohl, Genscher und US-Außenminister Baker an Zusagen bezüglich der Osterweiterung der Nato gemacht wurde, ist umstritten. Tatsache ist: Im 2+4 Vertrag über die Wiedervereinigung mit der DDR haben Gorbatschow/Schewardnadse den Erweiterungs-Verzicht nicht aufnehmen lassen. Dem wiedervereinigten Deutschland wurde ausdrücklich das Recht gewährt, in der Nato zu bleiben. Die seit etwa dem Jahr 2000 erfolgten Beitritte osteuropäischer Staaten zur Nato geschahen auf Wunsch dieser souveränen Staaten. Bei dieser friedlichen Nato-Expansion spielten bestimmt auch die negativen Erfahrungen im Warschauer Pakt während des „Kalten Kriegs“ eine Rolle. Hingegen dehnte Russland seinen Machtbereich durch eine kriegerische, völkerrechtswidrige Besetzung der Krim aus. Wer sollte sich also von wem bedroht fühlen?

Völlig abwegig finde ich den Vergleich zwischen dem Selbstverteidigungsrecht Israels und dem Überfall Nazi-Deutschlands auf Russland im Zweiten Weltkrieg. Durch die Bemerkung „... müsste das nicht auch für Russland gelten“ wird suggeriert, dass die Abwehr von Hamas-Raketen auf Israel gleichzusetzen ist mit der Bedrohung der russischen Sicherheitsinteressen durch die Nato. Weil Russland also vor 80 Jahren von einer mörderischen Diktatur überfallen wurde, sollte man jetzt für den Aufmarsch an der ukrainischen Grenze Verständnis haben?

Wenn der Ukraine-Konflikt durch kreative Diplomatie entschärft wird, wie von den Leserbriefschreibern gefordert, ist sicher jeder froh. Trotzdem möchte ich an die Appeasement-Politik gegenüber Hitler erinnern. Wer weiß, wie die Geschichte verlaufen wäre, wären stattdessen mehr Politiker der Meinung Churchills gewesen, dass Beschwichtigungspolitik nur aus der Position der Stärke erfolgen könne. Deutsche Waffenlieferungen zur Verteidigung würden heute die Position der Ukraine stärken. 5000 Stahlhelme allerdings sind eher ein Hohn.

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