Wer es fassen kann, der fasse es!

Katholische Kirche

Zur Berichterstattung über die Strukturreform im Bistum Trier:
Ist das noch meine Kirche, die Kirche im Bistum Trier, die ich mit gutem Gewissen und Begeisterung vertreten kann? Nach den Veröffentlichungen im TV ist das fraglich. Mit Sorge habe ich die Strukturreform mit ihrer Neugliederung und die Synode verfolgt und das Synodenpapier studiert. Ich bin maßlos enttäuscht über das Ergebnis und seine Umsetzung in einer Eile, die kopflos scheint.
Die Kirche des Bistums Trier präsentiert, was Kirche von Trier durchzusetzen gedenkt. Zeigt damit, was Kirche heute ist.
Für das Kirchenvolk, für Priester, Pastöre der aufzulösenden Pfarreien, für berufliche und ehrenamtliche Mitarbeiter ist diese Vorgehensweise unerträglich.
887 Pfarreien bis 2020 auf 33 zu reduzieren ist unerhört und rücksichtslos und entspricht meines Erachtens in keiner Weise der christlich-humanen Menschlichkeit. Die Seelsorge wird auf der Strecke bleiben, die Gemeinden werden auseinanderbrechen. Ist das erwünscht? So vorzugehen ist heute bei den Großunternehmen üblich. Ist das einer Kirche würdig? Was würde Jesus dazu sagen, der das Christentum einst ins Leben gerufen hat? Die Kirche von Trier hört die Schreie der Empörung nicht, sie stellt sich taub. Es hat den Anschein, als hätte sie ihre Berufung und ihre Aufgabe vergessen! Zu hoffen bleibt, dass die Kirche das Vertrauen ihrer Mitglieder nicht ganz verliert und doch noch etwas zu retten ist.
Ingeborg Michalke
Gutweiler

Wenn schon, denn schon! Das Bistum Trier will ganz auf die Mitarbeit der aktiven Christen verzichten, indem circa 95 Prozent der Pfarreien ausgelöscht werden, so dass nur noch 33 Großpfarreien übrigbleiben. Warum macht man denn nicht gleich das ganze Bistum zu einer Superpfarrei? Bischof Ackermann wäre dann der Pastor und die drei Weihbischöfe seine Kapläne. Kein kleiner Verwaltungsrat würde mehr die Ruhe hinter dem Dom stören. Die Visitationen fänden nicht mehr auf dem Lande statt, und die Kollektengelder flössen direkt in die Kassen der Diözese.
Auch Kirchentreppen werden von oben nach unten gekehrt!
Warum legt man nicht Bistümer zusammen? Vor einigen Monaten waren einige Bischofsstühle vakant. Bei immer weniger aktiven Gläubigen müsste auch die kirchliche Verwaltung abspecken.
Albrecht Praus
Platten

Pfarreien sollen reduziert werden. Statt wie bisher über 800 nur noch 33. Der Grund: kein Priesternachwuchs! Jedenfalls zu wenig Amtskandidaten, die zölibatär leben wollen. Hitzige Diskussionen über die Größe künftiger Seelsorge-Einheiten! Kaum eine Hinterfragung des geforderten Zwangszölibats. Es fehlt der notwendige Priesternachwuchs, junge Menschen, die auf eine Ehe verzichten. Wie hat Jesus das Problem gelöst? Er berief verheiratete Männer zu seinen Aposteln - mit einigem Erfolg, wie sich herausstellte.
Warum sollte diese damalige Methode heute falsch sein? Nach Jesu Himmelfahrt übernahmen auch Frauen die Gemeindeleitung und damit den Vorsitz bei der Eucharistiefeier. Diese Arbeit der Frauen wird im Neuen Testament lobend erwähnt. Warum setzt man heute keine Frauen mehr ein als Gemeindeleiter? Was damals gut war, kann heute doch nicht schlecht sein. Es wäre einen Versuch wert. Und es bliebe ja einem Priester unbenommen, freiwillig auf die Ehe zu verzichten. "Wer es fassen kann, der fasse es!"
Es ist doch offensichtlich, dass für die Menschen in einer christlichen Gemeinde der unmittelbare Kontakt zum Priester unersetzlich und in den vorgesehenen riesigen Pfarreinheiten nicht mehr gewährt ist. Kann die Kirche heute auf eine seit Jahrhunderten fest etablierte Organisation - wie die Pfarrei - verzichten, nur weil irgendein Papst im Mittelalter einmal die Idee der Verbindung des Zwangszölibats mit dem Priestertum einführte? Und das, ohne zu bedenken, dass der Gründer der Kirche, Jesus, die Bedingung des Zwangszölibats nicht vorgesehen hatte.
Günter Mann
Bausendorf

Zum Kommentar "Das hat weder Hand noch Fuß" (TV vom 24. Oktober):
Den Kommentar von Harald Jansen zu lesen finde ich eine Zumutung und peinlich für den Trierischen Volksfreund. Ich muss es leider so klar und deutlich benennen. Munter werden die kirchlichen Berufe bunt gemischt. Da werden Priester und Diakone (Kleriker) mit Pastoralreferenten (Angestellte des Bistums) und mit Pfarrsekretärinnen (Angestellte der Kirchengemeinde), Organisten (Kirchenmusiker als Angestellte der Kirchengemeinden) durcheinander geworfen. Und unter der Hand werden ungerechtfertigt Ängste gestreut: Ihr müsst Sorgen um euren Arbeitsplatz haben.
Ich werde den Eindruck nicht los: Da schreibt jemand, der sich weder in kirchlichen Strukturen und Beschäftigungsverhältnissen noch in der Logik von Veränderungsprozessen auskennt, aber auf jeden Fall eine Meinung zu einem Entwicklungsprozess hat. Und es schreibt zugleich jemand, der sich weder auf die Denklogik dieses Veränderungsprozesses eingelassen, noch etwas davon gehört hat, wie Prozesse ablaufen, die nicht bereits alle Ergebnisse vorgedacht haben und bereits in der Schublade Antworten auf alle entstehenden Fragen bereithalten. In modernen Organisationsänderungen entstehen Entscheidungen auch erst im Entwicklungsprozess und im Miteinander-Ringen um die jeweils beste Lösung.
Hermann Josef Groß
Trier

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