Zu verschiedenen Leserbriefen zur Lage der Bauern und zur Rolle der Verbraucher:
Es sei unredlich und dilettantisch, lese ich in einem Beitrag, "Schlagwörter" wie industrielle Landwirtschaft, Monokulturen, Massentierhaltung, Hormon- und Antibiotikamissbrauch, Überzüchtung, Monstertraktoren, Bodenverdichtung, Überdüngung, Vergiftung, Entartung und Agrarlobby unreflektiert zu verwenden, und es sei typisch für NGOs und gewisse politische Gruppierungen, unwahre Argumente ständig zu wiederholen. Dass Tiere in modernen Haltungssystemen gequält und dass ihnen unkontrolliert Antibiotika und Hormone verabreicht würden, sei falsch; schließlich würden Kontrollsysteme gerade das verhindern. Den Schweinen und anderen Nutztieren gehe es heute so gut wie nie.
Wer ist hier "gaga", die NGOs wie Greenpeace und BUND und viele honorige Persönlichkeiten, die verzweifelt gegen Tierquälerei und legalen Missbrauch an Kreatur und Natur kämpfen?
Sind die von Europäischer Kommission, Bundesumweltamt, NGOs und anderen seriösen Institutionen und Medien aufgedeckten Skandale über resistente Keime in Fleisch und Wurst, Tierquälerei, Antibiotika- und Hormonmissbrauch in der Massentierhaltung, Nitratbelastung in Trinkwasser, Seen und Flüssen, die sich seit drei Jahrzehnten dramatisch häufen und immer krasser werden, Verschwörungstheorien? Apropos Überzüchtung: Ist eine Kuh, die ein Monster von Euter zwischen ihren Beinen trägt, weil sie am Tag 50 Liter Milch geben muss, und schon im Alter von fünf Jahren - total ausgebeutet - zum Metzger muss, kein Elend, keine Überzüchtung? Dass sie nie auf einer Weide grasen darf und ihr ganzes Leben im Stall bleiben muss, ist erschütternd, aber leider legal. Sind die entsetzlichen Bedingungen in Hähnchenmast und Legebatterien artgerechte Haltung?
Die Agrarlobby zu leugnen ist infam, wo doch jeder die Einflussnahme des Bauernverbands, der Spitzenunternehmen der genossenschaftlich organisierten Handelsverbände und einer Gruppe von Großagrariern im Bundestag kennt und weiß, dass BASF & Co. die Regeln bestimmen und der Politik weltweit zeigen, wo's langgeht. Ist die Dokumentation des Bundesumweltamts, wonach in Deutschland bis zu 20 Prozent der Ackerböden bereits verdichtet sind, etwa eine Falschmeldung? Und sind die schockierenden Videos über die Massentierhaltung verleumderische Fälschungen oder Einzelfälle?
Das Degradieren der Masttiere zu Lebensmitteln, ihr Mästen in Rekordzeit und ihr unsägliches Leid in der Massentierhaltung, das Ruinieren der Ackerböden durch Verdichten, Vergiften, Überdüngen und Monokultur entsprechen den von der Agrar lobby durchgesetzten und legalisierten Normen. Wer das ignoriert, den erkläre ich zum "Advocatus Diaboli" der geleugneten Agrarindustrie!
Manfred Schmitz
Flußbach