Leserbriefe Wer kuriert die Kurie?

Zur Berichterstattung über Veränderungen in der katholischen Kirche schreibt Werner Schmitz:

Wenn ich im TV die Verfahrensordnung Kirche in der Diözese lese, macht es mich sehr nachdenklich. Die Diözese Trier fährt auf einer Schiene nach Irgendwo mit zunehmender Geschwindigkeit. Da werden lange Synoden abgehalten, und es verbessert sich nichts für die Pfarreien, außer, dass immer weniger Gottesdienste gehalten werden. Hier trägt sie selbst ein Anteil Schuld mit. Die Kirchenmänner sollten sich in ihren Synoden über einen Aufwärtstrend Gedanken machen und nicht immer über den Abstieg simmelieren.

Ich habe das Gefühl, die Verantwortlichen nehmen es selbst nicht mehr so ernst. Es ist nicht genug, eine Messe zu lesen und eine flammende Predigt zu halten, die sich immer nur um Gott dreht. Die Menschen sind heute aufgeklärt, und es gibt noch andere Themen auf der Welt, über die man eine Predigt schreiben könnte. Wenn man in meinem Alter (81) ist, hat man das Erklären der Evangelien in Form einer Predigt Hunderte Male gehört im Leben. Man möchte ja nicht nur Wiederholungen. Ich weiß, neue Predigten zu schreiben ist mit Zeit und Wollen verbunden, aber hin und wieder wäre es eine angebrachte Abwechslung.

Ich bin und bleibe Kirchgänger, und deshalb nehme ich mir auch das Recht zu kritisieren. Es ist eine Schande, dass junge Leute, Eltern mit Kindern, nicht mehr in die Kirche gehen und so ein schlechtes Beispiel geben, die Kinder besuchen dann ebenfalls nicht die Kirche und betrachten diesen Zustand später als normal. Das schadet unserer Gesellschaft, da die Kirche eine wichtige erzieherische Aufgabe hat. Immer mehr Menschen treten aus und sparen sich die Kirchensteuer. Junge Menschen kennen keinen Respekt mehr vor Kirchen, Kapellen, Statuen (Mariensäule) und Wegekreuzen und besprühen diese mit ­Graffiti. Es ist eine Schande.

Beim Ostergottesdienst war die Kirche noch nicht einmal halb voll. Wenn sich die verantwortlichen Kirchenmänner beklagen, dass sie nicht genug Pastöre haben, so sei ihnen gesagt, dass ein ordentlicher Familienvater ein ebenso guter Pastor sein kann wie ein unverheirateter Pastor. Heiraten würde sie nicht entwürdigen. Wenn die Kurie das glaubt, liegt sie hinter der Zeit. Aber die Kurie kann keiner kurieren außer dem Papst und den betagten Kardinälen, und das kann dauern. Heiraten sie aber, werden sie suspendiert und dürfen keine Messe mehr halten. Hatten sie eine Geliebte, mit der sie ein Kind zeugten, müssen sie es verschweigen und dürfen sich nicht dazu bekennen. Muss Religion Liebestöter sein? Nein. Der Herrgott hat es so nicht gewollt. Er hat Pflanzen, Tiere und Menschen erschaffen und die Arterhaltung berücksichtigt, und gegen den Herrgott darf auch die Kurie nicht angehen, sonst ist sie nicht mehr glaubhaft.

Werner Schmitz, Ürzig

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