Wer schreit, hat Unrecht

Zum Fall Sarrazin:

Man muss in Deutschland provozieren, wenn man gehört werden will. Ein Aufschrei geht durch alle Parteien. Niemand lässt sich gern sagen, dass er unfähig ist. Selbst der Bundespräsident greift ein. Der Volksmund weiß es besser, er sagt: Wer schreit, hat Unrecht.

Es gibt viele Themen, die es verdienen, ans Tageslicht gezerrt zu werden. Themen, die für unsere Zukunft überlebensnotwendig sind und die von allen Parteien unter den Teppich gekehrt werden. Sarrazin hat noch viel zu tun.

Er muss beispielsweise fragen, wie der riesige Schuldenberg abgetragen werden soll, der uns Jahr für Jahr 40 Milliarden Zinsen kostet. Tendenz steigend.

Man streut dem Volk Sand in die Augen, indem man von einer Schuldenbremse spricht. Aber was ist das für ein Instrument, das es erlaubt, im nächsten Jahr weitere 57,5 Milliarden Euro Schulden zu machen? Von Sparen kann keine Rede sein. Nach uns die Sintflut.

Sarrazin muss auch fragen, weshalb wir Steuerzahler für die Pensionen aufkommen müssen. Bund, Länder und Kommunen geben dafür im nächsten Jahr von unserem Geld 25 Milliarden aus. Weitere elf Milliarden werden für Bahn- und Postbeamte fällig. Kein Mensch stört sich daran, obwohl das mit dem Amtseid, Schaden vom deutschen Volk abzuwenden, nicht zu vereinbaren ist. Sind Bequemlichkeit, Unfähigkeit oder Phantasielosigkeit an diesen Verhältnissen schuld? Stimmt es wirklich, dass auf Millionen Verwalter nur ein Gestalter kommt? Wir reden zu viel und handeln zu wenig. Wege aus dem Dilemma gibt es genug. Bürokratie und Föderalismus sind Geldvernichtungsanlagen. Muss erst Sarrazin kommen, bis wir aufwachen und etwas ändern?

Hermann Mezger, Prüm

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