Soziales Wer sich um die Familie kümmert, ist der Depp

Zur Berichterstattung über Pflege und Altersarmut schreibt Petra Geib:

Was ist mit den Angehörigen, die ihre Arbeit aufgeben, um sich um die Pflege und Betreuung ihrer Eltern, Kinder oder Geschwister zu  kümmern?

Ich bin 51 Jahre alt und habe 35 Jahre gearbeitet. Seit 15 Jahren betreue und pflege ich meinen Bruder, 47 Jahre alt (Down-Syndrom), Pflegegrad drei. Ich bekomme dafür 545 Euro Pflegegeld. Seit sieben Jahren betreue und pflege ich unsere Mutter, seit zwei Jahren Pflegegrad fünf, mit Hilfe eines Pflegedienstes, täglich viermal kommend. Nach Abrechnung mit dem Pflegedienst bekomme ich, wenn es gut läuft, noch circa 400 Euro Pflegegeld anteilig. Da ich meine Arbeit dafür aufgegeben habe und mich weder arbeitslos melden konnte noch sonst irgendeine Unterstützung bekomme, mich aber freiwillig krankenversichern muss, gehen von den rund 400 Euro Pflegegeld 193 Euro Krankenversicherung ab. Mir bleiben also für zwei Pflegepersonen circa 750 Euro Pflegegeld.

Liebe Politiker, was ist mit dem Spruch „Häusliche Pflege vor stationärer Pflege“? Aber hurra: Hauptsache die, die nichts tun wollen, bekommen mehr Geld. Da kann ich nur sagen: Wenn man in Deutschland immer arbeitet und sich etwas aufbaut und sich dann noch um seine kranke Familie kümmert, ist man der Depp!

Armes Deutschland, hier darf man alles, außer alt und krank werden!

Petra Geib, Osburg

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