Gesellschaft Wertschätzung? Unbedingt!

Zur Berichterstattung und Diskussion über Polizeigewalt schreibt Dr. Thomas Ellwart:

Ich beschäftige mich in Forschungsprojekten mit der Bedrohung beruflicher Rollen durch Worte, körperliche Angriffe, aber auch durch gesellschaftlich-mediales Misstrauen. Gerade noch haben wir die Polizei für die Arbeit im Corona-Lockdown gelobt. Im Zuge der „Black Lives Matter“-Bewegung zeigen nun in Deutschland manche Politiker, auch Journalisten und sogenannte Aktivisten, mit pauschalisierendem Generalverdacht eine bedrohlich-verallgemeinernde Geringschätzung gegenüber der Polizei. Ein weiterer beängstigender Höhepunkt der Verachtung von Polizisten war bei der Randale jüngst in Stuttgart zu beobachten. Man kann mit wissenschaftlicher Evidenz nachweisen, dass schon verbale, gesellschaftlich-mediale Angriffe auf die berufliche Rolle zu negativen Auswirkungen auf Gesundheit und Arbeitsverhalten führen können. Nicht nur bei der Polizei – es gibt auch Daten über Rettungssanitäter, Armeeangehörige, Zugbegleiter und viele andere „sichtbare“ Berufsgruppen.

Ich möchte deshalb diesen Berufsgruppen mit Wertschätzung für ihre Arbeit danken, insbesondere allen in der deutschen Polizei tätigen Personen und wünsche den verletzten Polizisten in Stuttgart baldige Genesung. Ich schätze die internen polizeilichen Prozesse, die dazu beitragen sollen, dass Fehlverhalten (das es leider in allen Berufsgruppen gibt) aufgearbeitet wird.

Zudem bin ich sehr froh, in einem Land mit staatlichem Gewaltmonopol zu leben. Nur die staatlichen Organe – wie die Polizei – haben das Recht zur Ausübung physischer Gewalt als „ultima ratio“ (Ausnahme Notwehr). Selbstjustiz, tribale Konflikte, Faustrecht oder ideologisch motivierte Gewalt extremer und religiöser Spektren sind weitere Formen der Gewaltausübung. Das wären Alternativen, wenn das polizeiliche Recht zur Gewaltanwendung in Frage steht. Wollen wir das?

Dr. Thomas Ellwart, Trier

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