Politik Wette verloren, Erkenntnis gewonnen

Zur Berichterstattung über die Nominierung der Kanzlerkandidaten von Grünen und Union schreiben Hellmuth Milde und Josef P. A. Weber:

Die Entscheidung der Grünen, Annalena Baerbock als Kanzler-Kandidatin aufzustellen, ist eine positive Überraschung in den aktuell desolaten Wochen. Zu der desolaten Gesamtstimmung zählt auch der perverse Kampf um die Festlegung des Kandidaten in der Union. Der Streit zwischen Söder und Laschet erinnert genau an den fatalen Streit zwischen Trump und Biden in den USA vor einem Jahr. Ebenso wie Trump ist Söder ein rücksichtsloser Demagoge. Er würde wahrscheinlich nicht zögern, ein bayerisches Freikorps zum Berliner Reichstag zu schicken. Die Parallelen zwischen Trump und Söder sind unübersehbar. Es ist unverständlich, dass in der Union kein Mensch vortritt und diesen Tatbestand öffentlich beim Namen nennt.

Klar ist aber auch, dass die Wahl von Frau Baerbock Rückwirkungen auf das Verhalten von Herrn Söder hatte. Seine Strategieänderung war unvermeidbar. Bei seiner Ankündigung sprach Robert Habeck von kooperativem Verhalten bei seinen Gesprächen mit Frau Baerbock. In Deutschland ist man – glücklicherweise – fast immer an kooperativen Lösungen interessiert. Das gute Beispiel ist die Kooperation zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern bei Lohnkonflikten. In dieser Hinsicht ist man in Bayern weit weg von treu deutschen Usancen. Franz Josef Strauß war vor 50 Jahren ein unrühmliches Vorbild. Als Kanzlerkandidat hat er damals seine Bundestagswahl krachend verloren. Das gab Söder wohl zu denken. Zusätzlich ist das Geschlecht von Frau Baerbock wohl ein wichtiges Argument für Söders Strategieänderung gewesen. Für die Wahlentscheidung von Frauen ist Baerbock mit Sicherheit attraktiver als ein Prolet wie Söder. Die aktuellen Umfragedaten zeigen bereits einen Stimmungswechsel an. Vermutlich weiß auch Herr Söder, dass eine potenzielle Niederlage bei der Bundestagswahl sein Verbleiben in der bayerischen Politik unmöglich gemacht hätte.

Hellmuth Milde, Trier

And the winner is: Armin L.! Oder: Alea iacta sunt – die Würfel sind gefallen! Armin L., das Multitalent aus Aachen, Ex-Karnevalspräsident, sieht sich in direkter Nachfolge von Kaiser Karl dem Großen, nur etwas kleiner. Nachdem Armin L. bei der Wahl zum Kanzlerkandidaten der CDU seine beiden Mitbewerber Friedrich Merz (alias Pinocchio) und Norbert Röttgen (er glaubte wahrscheinlich, dass eine stylishe Brille aus ihm einen Intellektuellen machen würde) besiegt hatte, setzte ich voll auf Markus S. als Kanzlerkandidat von CDU/CSU! Meine Wette um 100 Euro habe ich leider verloren, bin aber um eine Erkenntnis reicher geworden, nämlich, dass nicht unbedingt der bessere Kandidat gewinnt, sondern oft der bessere Schauspieler, denn irgendwie haben ja alle erfolgreichen Politiker auch ein gewisses schauspielerisches Talent! Als Alt-Lateiner mit 50-jähriger Matura kann ich nur sagen: Errare humanum est – irren ist menschlich!

Josef P. A. Weber, Schweich

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