Militär Wir müssen handeln – jetzt, sofort, nicht irgendwann

Zum Artikel „Deutschland soll zehn Prozent der Nato-Fähigkeiten stellen“ (TV vom 18./19. Juli) schreibt Dieter Klingel:

Gerade jetzt, wo die Kinderarmut rapide ansteigt und sich die Kitas und Schulen wirksam gegen die Infektionsgefahr ausstatten müssten, plant die Verteidigungsministerin, Atombomben tragende Kampfjets F/A-18 Super Hornet von Boeing in einem Milliardengeschäft zu beschaffen. Hat die Nato nicht genug von solchen Dreckschleudern und Mordapparaten am Himmel? Wo ist ein Feind auszumachen, der die Bundesrepublik, die EU, das Nato-Bündnis bedroht? Mir erschließt sich nicht, wie eine Frau und Mutter sich dem Wettrüsten verschreibt, wie es von einem außen- wie innenpolitisch dialogunfähigen, machtgierigen Versager gefordert wird.

Warum kann oder will man nicht erkennen, dass die größten, todbringenden Feinde der Menschheit im Artensterben, Klimawandel und in der Ressourcenverschwendung drohen? Mit Monokulturen, künstlichen Düngern, Massentierhaltung, Pestiziden und Herbiziden dezimieren wir die Fluginsekten und beeinträchtigen den Nährboden des Lebens. In einer Handvoll gesundem Humus arbeiten mehr Lebewesen, als Menschen auf der Erde leben.

Systemrelevantes Artensterben hat sich in den letzten 30 Jahren beschleunigt, und bei dem Ernährungs- und Trinkwassermangel reift mit dem Bevölkerungswachstum eine politische Sprengkraft heran. Der Homo sapiens hat in seiner Gier nach Macht und Wohlstand einen Vernichtungsfeldzug gegen die Natur und damit gegen sich selbst entfesselt. Anstehende Kipppunkte bedrohen die Zukunft der heranwachsenden Generationen, wenn nicht jetzt sofort auf die andere, die friedliche, planetarisch naturschonende Verteidigungsstrategie gesetzt wird.

Der Historiker Noah Harari sieht im Menschen die „größte, zerstörende Kraft, die das Tierreich je hervorgebracht hat“. Es ist höchste Zeit, dass wir umdenken.

Wenn Krise auch Chance bedeutet, warum sollen wir sie nicht nutzen? Das ist auch gut möglich, wenn wir die technologischen Möglichkeiten einsetzen, mit denen wir die frei Haus gelieferte Sonnenenergie einfangen und den biologischen Landbau sowie die artgerechte Tierhaltung mit einem Teil der geplanten Mittel für militärische Rüstungsausgaben finanzieren.

Dann hätte der kluge Albert Einstein einmal nicht recht mit seiner Auffassung: „Nur zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit.“ Hat sie, aus politisch-historischer Sicht, nicht schon viel zu viel Unheil über die Menschheit gebracht? Eine mit und aus der UN-Charta gestaltete Weltrepublik spräche für Vernunft und Klugheit und könnte mit ihrer „Weltinnenpolitik“ vieles vereinfachen und beschleunigen.

Dieter Klingel, Trier

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