Kultur Wirkt despektierlich und uninformiert

Zum Artikel „Struwwelpeter lässt grüßen“ (TV vom 26. Oktober) schreibt Helmut Steimer:

Um es kurz zu fassen: Es bleibt gerade nicht „zu hoffen“, dass Wesentliches des Theaterstücks der „Gruppe Chawwerusch“ (schon diese Bezeichnung für ein ausgezeichnetes, seit 30 Jahren bestehendes Theaterkollektiv ist despektierlich und wirkt uninformiert) beim Schülerpublikum in den Hintergrund rücken sollte!

Denn das tat es – bei dem durchaus fachgerecht rezipierenden Schüler-Publikum von sechs Darstellendes-Spiel-Kursen des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums – in der folgenden Vormittagsaufführung zum Glück nicht!

Der „Struwwelpeter“ als sehr plakativer Vergleich unterschätzt zudem die aktuellen und differenzierteren Aufnahmefähigkeiten eines Publikums heutiger Jugendlicher und junger Erwachsener.

Die Kritikerin scheint in ihrer Besprechung der Aufführung Entscheidendes nicht berücksichtigt oder gar erfasst zu haben:

- dass es in einer als Genre „Satire“ vorher angekündigten Aufführung „lustig“ sein soll;

- dass diese mit berechtigten Übertreibungen (in der Kritik „Klamauk“ benannt) Vereinfachungen, gar dem Klischee, arbeitet, ist geradezu die spezifische Machart, aber kein grundsätzlicher Kritikpunkt;

- dass der hier passende Einsatz üblicher theatraler Zeichen nicht als solcher erkannt oder zumindest gewürdigt wird (zum Beispiel das multifunktional eingesetzte Requisit „Regenschirm“ oder speziell stilisierte Bewegungstechniken „Nachlaufen“);

- dass die spezifischen Erwartungen und Forderungen an ein Jugendtheater, das durchaus auf eine resümierende „Botschaft“ am Ende eines Stückes angewiesen sein mag, ohne ansonsten ein „Erklärtheater“ zu präferieren, altersgemäß berechtigt sind;

- dass eine eingehendere Beschäftigung mit den – angekündigten –  pädagogischen Bedürfnissen und Zielen einer Kooperation mit dem schulspezifischen Studiengang „Darstellendes Spiel“ (welcher sich durchaus von traditionellen Erwartungshaltungen und Theaterformen der Gegenwart der Rezensentin unterscheidet) als zu recherchierende Hintergrundinformation oder im Gespräch mit den Darstellerinnen wichtig gewesen wäre. (Zu Letzterem wäre ich als Fachleiter DS am FWG und einer der Leiter der örtlichen DS-Regiogruppe jederzeit gerne bereit).

Mit theatralem Gruß!

Helmut Steimer, Trier

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