WIRTSCHAFT

Zum Interview "Bewusst auf Zielgruppenmarketing verzichten" (Magazin Macher, Menschen + Märkte, Ausgabe Nr. 10/2014):

Wenn Verbandschef Haumann gerne in Kauf nimmt, dass die kleinen Betriebe, die oft Jahrzehnte Beiträge an den Dehoga (Branchenverband des Gastgewerbes) gezahlt haben, vom Markt verschwinden, ist das ein Schlag ins Gesicht der Betreiber. Es ist völlig aus der Luft gegriffen, zu behaupten, die Qualitätsbetriebe würden überleben. Fragen Sie die Banken, die sagen ihnen etwas anderes. In unserer Gegend werden Verträge mit Feriendörfern gekündigt, und neue Großbetriebe, die uns im Glanzlicht präsentiert wurden, haben wirtschaftliche Probleme. Der Dehoga selbst hat es versäumt, frühzeitig die Weichen zu stellen. Er gibt ein jämmerliches Bild ab bei der Bekämpfung der Schwarzgastronomie und der zu häufigen Gestattungen für Feste. Der Dehoga hat damit den kleinen Betrieben die Überlebensgrundlage entzogen, die sie mit Familienfeiern und Versammlungen hatten, weil er nicht massiven Druck auf die Politik ausgeübt hat. Nun wirft er seinen Mitgliedern vor, nicht rechtzeitig investiert und einen "Qualitätsbetrieb" ausgebaut zu haben. Fakt ist, dass die Einkommen der Bevölkerung sinken und die Kosten steigen. Also kann man sich das teure Qualitätshotel nicht mehr leisten. Es wurde versäumt, durch Zusammenschlüsse der kleinen Betriebe, wie etwa bei Logis de France oder Chambre d\'hotes in Frankreich, eine preisgünstige Vermarktungsschiene aufzubauen. Wer öfter nach Frankreich fährt, hat festgestellt, dass auch vor Kleinstädten Budget-Hotels aus dem Boden geschossen sind, ohne Komfort, mit sehr kleinen, aber zweckmäßigen Zimmern zu 49 Euro (ohne Frühstück). Und diese Hotels sind abends voll. Die Strategie des Dehoga mit immer höherer Qualität und Ausbildung der Mitarbeiter geht leider am Zeitgeschehen vorbei. Wir Hoteliers haben es satt, immer neue Werbeeinfälle und Qualitätsoffensiven vorgestellt zu bekommen. Erfolg ist, was unsere Betten füllt und viele Gäste in die Region zieht. Nur der Gast, der hier ist, gibt hier sein Geld aus, und wenn die Dörfer keine Gastronomie mehr haben und die Gäste durch verwaiste Landschaften fahren, werden sie trotz Hochglanzprospekten nicht wiederkommen. Monika Kauth, Hotelbesitzerin, Sinspelt

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