WIRTSCHAFT

Zu Artikeln und Leserbriefen zum Freihandelsabkommen TTIP:

Wer es noch nicht gemerkt hat, der sollte jetzt, da die TTIP-Verhandlungen in aller Munde sind, merken, dass wir uns auch ohne diesen Freihandelspakt unter der Knute des Kapitalismus befinden. Nicht die Parlamentarier in Berlin und Mainz machen Politik. Selbst der einfältigste Halbblinde kann erkennen, dass Lobbyisten, die vom Kapital der Großindustrie bezahlt werden, mittlerweile die Geschicke in Bund und Land steuern. Lobbyisten sitzen quasi in Ministerien, sie schreiben Gesetzestexte, sie gehen im Reichstagsgebäude und in den Länderparlamenten ein und aus. Sie gestalten unsere Republik. Ja, ja, jetzt werden die Altklugen wieder sagen, schon wieder so ein altlinker Weltverbesserer. Nein, mitnichten bin ich das. Ich finde, einen gesunden Kapitalismus in einer sozialen Marktwirtschaft im Sinne der Gründerväter unserer alten BRD ist eine wunderbare Sache. Nur, in einer sozialen Marktwirtschaft, wie sie Adenauer oder Erhard wollten, hatten Lobbyisten, wie sie sich heute benehmen, keinen Raum. Mit TTIP wird nur das in Stein gemeißelt, was sowieso schon gang und gäbe ist. Das, was in den letzten Jahrzehnten mit Bahn und Post geschehen ist, wird auf alle Bereiche des öffentlichen Lebens angewandt. Warum wohl soll ein irrsinniges Mautsystem eingeführt werden? Weil sich vermautete Straßen besser privatisieren lassen! Was wir mit der Stromversorgung erlebt haben, wird bald mit der Wasserversorgung folgen. Und mit TTIP wird uns die Möglichkeit genommen, gerichtlich oder parlamentarisch eine Umkehr zu bewirken. Nur beherzte Parlamentarier können noch verhindern, dass TTIP kommt. Aber beherzte Parlamentarier sind selten geworden, den Lobbyisten und deren Geschenken sei Dank. Lasst uns doch gleich Lobbyisten wählen! Dann hätten wir die Diäten der Politiker gespart, denn die Industrie bezahlt die Lobbyisten. Die sind besser ausgebildet und cleverer als auf Zeit Gewählte, sonst wäre die Lage nicht so, wie sie sich darstellt. Peter Kühn, Temmels

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort