Wirtschaft

Zum Text "Alles hat ein Ende … auch das Wurstkartell" (TV v. 16. Juli):

Wenn man sich vor Augen hält, dass in der deutschen Fleischindustrie nur 300 Fabriken (bei 82 Millionen Einwohnern) über 70 (!) Prozent des Gesamtumsatzes erwirtschaften und der Rest von 10 600 handwerklichen Betrieben beigesteuert wird, dann kann man schon von absolut ungleichen Macht- und Marktstrukturen sprechen. Mit dem Negativimage werden natürlich auch die familiär geführten Metzgerei-Handwerksbetriebe konfrontiert - obwohl diese nichts damit zu tun haben, denn gerade die (in den letzten Jahren sehr stark geschrumpften) Fleischereien bieten reelle Preise für adäquate Produkte! Viele Handwerksbetriebe in der Branche kämpfen ums nackte Überleben, weil die Kostenrelation nicht mehr stimmt (überproportionale Entsorgungsgebühren, unverhältnismäßige Fleischbeschaukosten, übertriebene Hygieneanforderungen der Veterinäre, technische Veralterung der Betriebe, Investitionsstau, höhere Lohnnebenkosten); daher gibt es auch bei manchem keine Nachfolgeregelung. Wer will heute schon gerne länger als acht Stunden arbeiten und um vier Uhr morgens aufstehen (Bäcker haben ähnliche Probleme)? Die Umsätze sind bei den meisten stagnierend oder rückläufig. Also sollte sich der Verbraucher aufrappeln und keine Fabrikware kaufen, deren Beschaffungs-, Qualitäts- und Personalpolitik eher undurchsichtig ist. Kauft bei kleineren und mittleren Metzgereien "eures Vertrauens", die seriös die meisten ihrer Produkte selbst herstellen - überwiegend von Fleisch aus der jeweiligen Region! Produkte von Massenherstellern, die auch dem oben erwähnten Kartell angehören, werden fast ausschließlich über Discounter und Märkte vertrieben. Jeder bewusste Verbraucher sollte beim Einkauf auf Produkte eines lokalen Metzgers achten, bei dem Qualität und Preis in Relation stehen und der mit Sicherheit keine Preisabsprachen tätigt! Armin Seng, Longuich

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