Wirtschaft

Zum Artikel "Streik bei Amazon und keiner merkt’s" (TV vom 7. Nov.):

Der Online-Händler Amazon machte im Jahr 2012 in Deutschland circa 10,8 Milliarden Euro Umsatz, zahlte aber so gut wie keine Steuern an den deutschen Fiskus, dank des "junckerschen" Steuersparmodells in Luxemburg. Seit Mai 2015 verbucht Amazon seine Verkäufe nicht mehr in Luxemburg, sondern in Deutschland. Große Steuereinnahmen für den Finanzminister bleiben aber aus, da Amazon bedingt durch Investitionen (rechnerisch) kaum Gewinne macht. Amazon Deutschland ist anscheinend ein Geschäftsmodell, das Milliarden-Umsätze macht, aber Steuern möglichst vermeidet und seit Jahren seinen Arbeitnehmern einen Tarifvertrag verweigert. Das sollte nicht geduldet werden. Vielleicht sollte der Verbraucher mal seine Kraft einsetzen: raus aus der Komfortzone und mal wieder im heimischen Einzelhandel kaufen. Dort trifft man auf Menschen, wird beraten, und es werden Steuern gezahlt. Eine Buchhändlerin erzählte mir mal folgende kleine Geschichte: Zu ihr in den Laden kam eine Gruppe von Abiturienten, die wegen einer Anzeige in ihrer Abi-Zeitung nachfragten. Im Gegenzug fragte die Buchhändlerin die Gruppe dann, wo denn alle so ihre Schulbücher gekauft haben. Antwort: Fast alle hatten bei Amazon bestellt. Wenn der Händler um die Ecke nicht mehr da ist, wird man merken, wie wichtig er war. Betrachtet man nun den Investorenschutz bei den geplanten Freihandelsabkommen Ceta und TTIP, kann man sich vorstellen, wer bei Inkrafttreten Nutznießer sein wird: doch eher steuervermeidende Großkonzerne als der Verbraucher. Jürgen Teusch, Wittlich

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