Wirtschaft

Zum Artikel "Das undurchsichtige Wasser-Monopol" (TV vom 17. September) und zu den Plänen der Bundesregierung, mehr Wettbewerb zuzulassen:

Zur noch engeren Verzahnung mit europäischem Recht soll der Bundestag im Herbst die Gesetzesänderung gegen Wettbewerbsbeschränkungen beschließen. Vor diesem Hintergrund befürchten unsere traditionellen kommunalen Trinkwasserversorger wirtschaftliche Einbußen, was den bundesweiten Protest nur noch lauter werden lässt - gegenüber den Gewinnmargen der Wasserversorger, die teils viel zu hoch sein sollen. Ist es hier nicht allerhöchste Zeit, den gesunden Menschenverstand einzuschalten? Sollen die Kommunen doch Gewinne erwirtschaften, solange sie - für den Bürger erkennbar - wieder dem Gemeinwohl zugutekommen! Gut so, dass sich nicht auch noch die Wasseranbieter einfach so wechseln lassen, um selbst hier noch ein paar Euro zu sparen! Wer für ein paar Euro Ersparnis im Monat sogar bei der Trinkwasserversorgung nach freiem Wettbewerb verlangt, der sollte schleunigst darüber nachdenken, welche verheerenden Auswirkungen das auf die qualitative Aufbereitung unseres Trinkwassers haben kann. Beim Trinkwasser geht es schließlich nicht um irgendwelche überflüssigen Lebensmittel, die heute viel mehr die Haushaltskassen belasten, sondern hier geht es um das Lebensmittel Nummer eins, das hierzulande (noch) tagtäglich auf seine Beschaffenheit kontrolliert werden muss und sich deshalb bedenkenlos konsumieren lässt. Ulrike Wagner, Trier In der Diskussion um die kommunalen Wasserversorger und Abwasserentsorger wird stets außer Acht gelassen, dass im Gegensatz zu den privatrechtlichen Unternehmen keine Gewinnerzielungsabsicht gegeben ist. Im Gegenteil: Dies ist sogar untersagt! Zudem kann die Preisfindung nicht "undurchsichtig" sein, weil die Bürger (= Wasser- und Abwasserkunden) durch die gewählten Vertreter im Aufsichtsgremium (= Werkausschuss/Verbandsgemeinderat) über die Festsetzung der Kosten und Preise des Trinkwassers und des Abwassers entscheiden. Darüber hinaus unterliegen die Betriebe der Kontrolle von unabhängigen Wirtschaftsprüfern sowie der Kommunalaufsicht. Die Betriebszahlen sind jedem Interessiertem zugänglich, die Jahresabschlüsse werden veröffentlicht. Sicherlich verfügt jedes System über Verbesserungspotenzial. Allerdings gilt es, vernünftige Ansätze zu verfolgen. Ob größere Einheiten das Mittel der Wahl für sinkende Wasserpreise sind, muss ernsthaft in Zweifel gezogen werden. So kostet derzeit im "kleinen" öffentlich geführten Wasserwerk in Schweich der Kubikmeter Trinkwasser 0,96 Euro inklusive Mehrwertsteuer. Bei den teilprivatisierten Berliner Wasserbetrieben sind 2,17 Euro dafür zu bezahlen. Alles, was mit "zu" anfängt, ist zu hinterfragen: So sind "zu große" Einheiten unübersichtlich und die Gefahr besteht, dass man sich über viele Hierarchiestrukturen nur noch mit sich selbst beschäftigt. "Zu kleine" Einheiten sind dem entgegen oftmals nicht in der Lage, mit dem erforderlichen Know-how ihre Aufgaben zu erledigen. Zudem werden oftmals Äpfel mit Birnen verglichen. Topografie, Wasserverfügbarkeit, Siedlungsdichte, Demografie oder Indus trialisierungsgrad sind wesentliche Faktoren für den Preis und nun eben nicht überall gleich. Viel wichtiger ist jedoch, dass unser lebensnotwendiges Trinkwasser nicht zum Gegenstand wirtschaftlicher Interessen werden darf. Dafür stehen die kommunalen Betriebe. Alles in allem halten wir eine zusätzliche kartellrechtliche Überwachung für überflüssig, müssten sie aber auch nicht scheuen! Harald Guggenmos, Rainer Orth, Werkleitung, Verbandsgemeindewerke Schweich

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort