Gesundheit Wohltuende Entschleunigung

Zur Berichtstattung über das Coronavirus schreiben Bernd Orth und Roland Grundheber:

Eigentlich müsste jedem bekannt sein, dass es sich beim Coronavirus um eine Gesundheitskrise und nicht um eine Lebensmittelkrise handelt. Trotz aller Hinweise in den Medien, dass dafür gesorgt wird, dass Lebensmittel immer im ausreichenden Maße zur Verfügung stehen und die Geschäftszeiten der Lebensmittelläden sogar auf Sonntagmittag ausgedehnt werden sollen, kann man immer wieder feststellen, dass viele Mitbürger Hamsterkäufe tätigen.

Das führt dazu, dass der Kunde, der sich nicht verleiten lässt, sich diesem unsozialen Verhalten anzuschließen, vor leeren Regalen steht. Somit wird dieser Kunde gezwungen, sein soziales Kaufverhalten zu ändern, um nicht noch mal vor einem leeren Regal zu stehen.

Auch sollte berücksichtigt werden, dass durch diese unnötigen Hamsterkäufe bei den Tafeln Warenspenden fehlen, um einkommensschwache Mitbürger zu unterstützen.

Wer also ohne Not die Regale leerhamstert, wodurch andere Menschen das Nachsehen haben, ist in seinem Verhalten zumindest unsolidarisch, und es gibt auch Menschen die so etwas als asozial bewerten.

Bernd Orth, Trier

Ich nenne Corona in meinem Text Corina. Sie wirkt dann anders. Vielleicht möchten die Leser etwas Aufbauendes.

Ja, es gibt sie noch, die glücklichen Tage ohne die ansteckenden Beschwernisse des Alltags. Nein, ich spreche nicht vom emotionalen Erfolgserlebnis, einen Einkaufswagen voller Toilettenpapier erobert zu haben oder gar, sich im Kleinkrieg an der Nudeltheke durchgesetzt zu haben. Dies würde auch zu kurz greifen und zu nichts führen, außer dass diesen Sommer der deutsche Nudelsalat beim Grillfest eine variantenreiche Auferstehung erlebt.

Nein, was ich meine ist, dass Corina etwas Besorgniserregendes vor unsere Füße geschwappt hat. Aber ... mit diesem Schwapp ist auch etwas zurückgekommen, was ich eigentlich schon verloren glaubte. Eine wohltuende Reduzierung auf das Wesentliche!

Das Überflüssige hat in diesen Zeiten seine Daseinsberechtigung verloren und gibt den Blick auf das Wesentliche frei. Es ist schon eigenartig, dass erst ein derartiges Durchrütteln die Streu vom Weizen trennt. Und je mehr ich rüttle, umso sichtbarer wird, was ich in den letzten Jahrzehnten an Unwichtigkeiten angehäuft habe.

Es sind schon besondere und ermunternde Gedanken, die mich trotz Corina hier auf einer Rastbank in der Frühlingssonne erreichen und den Tag positiv beflügeln. Seit zwei Stunden wandere ich nun schon durch diese fröhliche Frühlingslandschaft und ich spüre, wie die Natur meinen angstgeprägten Gedanken ihre Spitzen kappt.

Ja, Mutter Natur hat so einiges für die Willigen bereitgestellt. Kein einziger Baum lief mir heute über die Füße, wo ich das Gefühl hatte, ihm nicht näher kommen zu dürfen. Kein hustender Busch gab meiner Furcht Nahrung, oder dass er mich als Wirt missbrauchen könnte. Seit einiger Zeit begleitet mich dieser klare Bach, der, wie mir scheint, unbeirrt seinen Weg fortsetzt. Irgendwie gibt mir dieser murmelnde Geselle das Gefühl, als ob er auch noch die letzten meiner kontaminierten Gedanken wegspült.

Oh ja, es hat sich einiges angesammelt, was auch nicht verwunderlich ist, bei dem täglichen Bombardement von Hiobsbotschaften.

Eine wandernde Familie mit Hund kommt auf mich zu. Kurzes und herzliches Hallo, mit ein paar distanzierten, aber warmen Herzlichkeiten garniert. Schön, eine Familie zu treffen, die es versteht, die gemeinschaftliche Bande zu knüpfen, mein Gedanke beim Weitergehen. Ob Corina da auch dazu beiträgt, frage ich mich und denke: Ja!

Auf jeden Fall verändert Corina mich. Das Gefühl, mit meiner Nase vielerorts dabei sein zu müssen, hat sich erstaunlicher Weise schlafen gelegt. Vieles ist angenehm verzichtbarer geworden, weil Corina auch als glaubwürdige Entschuldigung eine gute Figur macht. Mal schauen, was ich noch alles an unnötigem Ballast und Erkenntnis finde, die mir auf Dauer guttun. Corina, du Luder, man geht dir besser aus dem Weg, aber du bringst mir  auch Einblicke, die mich zu dem bringen, was mir wichtig ist.

Ich komme wieder zu mir!

Roland Grundheber, Trier

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