Leserbrief Putins Krieg hat eine neue Dimension

Ukraine-Krieg

Zum Leserbrief „Viele haben noch die Nase voll von zwei Weltkriegen“ (TV vom 7. und 8. März): 

Zunächst sollte man prinzipiell Kriegsflüchtlinge von Wirtschaftsflüchtlingen unterscheiden. Da die Ukraine auf ihrem Territorium einen Verteidigungskrieg gegen einen russischen Aggressor führt, ist der Status von ukrainischen Kriegsflüchtlingen völlig unbestritten.

Sobald der Krieg beendet ist, will die große Mehrzahl der Ukrainer in ihre Heimat zurückkehren. Bei den Flüchtlingen, die im Mittelmeer ertrinken, handelt es sich meines Erachtens in der Mehrzahl um Wirtschaftsflüchtlinge, die in der Regel von Menschenhändlern auf seeuntauglichen und völlig überfüllten Booten verfrachtet werden, deren hochprofitables Geschäft an die Zeiten des nordafrikanischen Sklavenhandels erinnern. Hier Parallelen herzustellen, ist unzulässig und absurd.

Weiterhin wird in dem Leserbrief die Osterweiterung der Nato völlig auf den Kopf gestellt. Als aktuelles Beispiel siehe die neutralen Staaten Finnland und Schweden. Bedingt durch den völkerrechtswidrigen Angriff der Sowjetunion auf die Ukraine, sind nun obige Länder bestrebt, der Nato als Verteidigungspakt beizutreten. Dies geschieht auf Antrag von Finnland beziehungsweise Schweden und nicht auf Initiative der Nato. Der Beitritt liegt also allein in der Souveränität und dem Willen des Volkes des jeweiligen Landes begründet, hier ausgelöst durch die imperialen Machtphantasien Putins.

Auch darf man erwarten, dass der mündige Bürger Autokratie – siehe Russland oder China – und Demokratie unterscheiden kann. Gerade wir Deutschen müssten doch eine besondere Sensibilität entwickelt haben, wenn man den letzten Weltkrieg durch eine Nazidiktatur oder den Kalten Krieg im geteilten Deutschland erlebt hat.

Es stellt sich also die Frage, wie voll wäre denn die Nase des Leserbriefautors, wenn sich Nazideutschland oder später der Sowjetkommunismus durchgesetzt hätten? Nun könnte er als Friedensapostel sagen, dies waren die Millionen Opfer im letzten Weltkrieg nicht wert. Wahrscheinlich sahen es die betroffenen und unterdrückten Völker anders, da sie zwischen Freiheit und Unfreiheit und deren Folgen differenzieren konnten.

Dass Putins Krieg bewusst die Zerstörung von zivilen Einrichtungen und die Vergewaltigungen, Folterungen und Hinrichtungen unter Zivilisten miteinschließt, hat eine neue Dimension, aus meiner Sicht nicht vergleichbar mit dem Irak- oder Afghanistankrieg.

Und wenn der Autor in diesem Zusammenhang ebenso den Kosovo erwähnt, so war es schließlich die Nato, die dem Massenmord an Zivilisten mit Waffengewalt ein Ende bereitete.

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