Würdelos

Gesellschaft

Zur Berichterstattung über die "Ehe für alle":
Die Bundeskanzlerin Angela Merkel antwortete auf die Frage einer Reporterin zur "Ehe für alle", dass sie der Auffassung sei, dass die Mitglieder des Bundestages hierüber in einer individuellen Gewissensentscheidung ohne Fraktionszwang entscheiden sollten. Damit hat sie dem gesellschaftspolitischen Anliegen die höchste Priorität verliehen. Eine solche Sitzung hätte zur Sternstunde des Parlaments werden können.
Die Mehrheit der Parteien des Bundestages, insbesondere die SPD, war jedoch der Meinung, dass das Thema ausdiskutiert sei, und setzten die Bundestagssitzung innerhalb von einer Woche auf die Tagesordnung. Die Bundestagsabgeordneten waren sich der Bedeutung bewusst, so dass der Bundestagspräsident an diesem Tag praktisch alle Abgeordneten begrüßen konnte.
Auch wenn ich die Entscheidung des Bundestags begrüßen kann, war die Art und Weise, wie diese Entscheidung zustande kam, doch mehr als bedenklich. Nicht einmal eine Stunde hatten die Abgeordneten übrig, um vor dem Parlament ihre Gewissensentscheidung und Haltung zu besprechen. Dann folgte die Abstimmung. Die SPD, die Grünen und die Linke hatten scheinbar ihr Gewissen gleichgeschaltet. Aus diesen Parteien kam das Ergebnis von 100 Prozent Ja-Stimmen, null Prozent Nein-Stimmen und keiner Enthaltung.
Solche Abstimmungsergebnisse bei Gewissensfragen folgen eher dem Muster von Parlamenten wie Nordkorea. Damit haben sie die Gewissensentscheidung der einzelnen Abgeordneten zu einer reinen Parteidoktrin herabgestuft. Die Entscheidung selbst hätte mehr Würde verdient.
Wolfgang Kram
Trier
Grundsätzlich habe ich nichts dagegen, gleichgeschlechtlichen Paaren die Ehe und das Adoptieren von Kindern zu ermöglichen. Nach meinem Verständnis dringt die Verherrlichung um die "Ehe für alle", in den Medien und bei Politikern, allerdings zu stark in die Privatsphäre ein.
Dass homosexuelle Paare das mehrheitlich vom Bundestag beschlossene Gesetz feiern, kann ich noch verstehen. Dass aber Politiker nach dem neuen Gesetz Konfetti-Kanonen in die Luft schossen, halte ich für mehr als übertrieben.
Nach meinem politischen Verständnis gibt es wichtigere Themen, über die man sich freuen sollte, als die "Ehe für alle". Was mich verwundert, ist, dass bei einigen politisch Verantwortlichen in dieser Frage zu viel hergemacht wird, was ankommt, und zu wenig danach gefragt wird, worauf es ankommt.
Als peinlich habe ich empfunden, wie Ministerpräsidentin Malu Dreyer medienwirksam ihre Begründung zelebriert hat. Für sie stand im Vordergrund, der Öffentlichkeit zu vermitteln, dass die SPD die CDU unter Druck gesetzt habe, dieses Thema kurz vor der Wahl im Bundestag zu behandeln. Ich meine, bei einem so wichtigen Thema sollte nicht Parteipolitik, sondern die Sache im Vordergrund stehen.
Aus wahltaktischen Gründen die Ehe von gleichgeschlechtlichen Paaren zu sehr in die Öffentlichkeit zu peitschen und dabei die Ehe zwischen Frau und Mann, die für Zeugung und Geburt unserer Nachkommen verantwortlich sind, auf ein Nebengleis zu schieben, halte ich für unverantwortlich.
Wie wäre es, wenn sich die Politiker, die sich besonders dafür starkgemacht haben, die Ehe für schwule und lesbische Paare zu erlauben, genauso stark dafür machen würden, dass Ehefrauen nach dem Tod ihres Mannes die Rente des Mannes erhalten und nicht mit vierzig Prozent Kürzungen abgespeist werden? Dieses Thema ist ebenso wichtig wie die Frage nach gleichgeschlechtlicher Ehe.
Die Ehegemeinschaft zwischen Frau und Mann bleibt hoffentlich das Fundament unserer Gesellschaft.
Manfred Maximini
Trier

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