Forum Ziviler Ungehorsam

„Die einzige Hoffnung für den Planeten ist, dass wir irgendwann aussterben.“ (T.C. Boyle)

 Peter Reinhart

Peter Reinhart

Foto: TV/Klaus Kimmling

So haben wir uns also die Träume eines Öko-Terroristen vorzustellen, eines Typen wie Ty Tierwater, der sich nach einem Rächer sehnt. Einem Rächer, „der herabfuhr und sie alle auslöschte, all die wimmelnden Massen da draußen mit ihren Hondas und Küchenmaschinen und Tagesdecken und Spitzentüchlein […]. Einen Kometeneinschlag. Die Pest, zur Unkenntlichkeit mutiert und wiedergekehrt, um das Land heimzusuchen. Feuer und Eis. Die Endlösung.“ Er selbst, Ty Tierwater, überlebt „wundersamerweise – und seine Frau, seine Tochter und ein paar andere, die Respekt für die Erde hatten –, und sie würden die neue unzivilisierte Zivilisation auf der Asche der alten aufbauen. Kein Fortschritt mehr. Kein Konsum. Nur das Leben.“

Ty Tierwater ist eine literarische Figur. Der amerikanische Kultautor T.C. Boyle hat sich diese Figur ausgedacht, vor zwanzig Jahren, und in dem Roman „Ein Freund der Erde“ fabuliert, wie Umwelt-Krieger in die Schlacht ziehen – gegen die globale Erwärmung, gegen das Artensterben, gegen den Kapitalismus.

Science-Fiction? Es gibt Leute, die glauben, dass Öko-Terroristen wie Ty Tierwater demnächst nicht mehr bloß in Romanen für Krawall sorgen, sondern im richtigen Leben. Es gibt Leute, die glauben, dass sich das gesellschaftliche Klima aufheizt, weil die Mahnungen und Warnungen und Drohungen der Weltenretter immer hysterischer, immer aggressiver, immer verbissener wirken.

Wie kommt das, wo kommt das her? Das theoretische Fundament der Proteste findet sich in der Philosophie des zivilen Ungehorsams.  Der Mensch sei nicht der Regierung, sondern seinem Gewissen verpflichtet, erklärte der radikale Poet Henry David Thoreau (1817-1862). „Wenn das Gesetz dich zum Arm des Unrechts macht, dann brich das Gesetz. Mach dein Leben zu einem Gegengewicht, um die Maschine aufzuhalten. Jedenfalls muss ich zusehen, dass ich mich nicht zu dem Unrecht hergebe, das ich verdamme.“ Sein Credo: Empört euch, wehrt euch! 

Thoreaus Thesen haben Anarchopazifisten inspiriert, (gewaltlose) Widerstandskämpfer wie Gandhi und Martin Luther King, Hippies, Friedensbewegte – und die Klima-Aktivisten unserer Tage.

T.C. Boyle, der prophetische Schriftsteller, meint zu wissen, wie das Ganze ausgeht; sein sarkastischer Ausblick: „Die einzige Hoffnung für den Planeten ist, dass wir irgendwann aussterben.“ So weit ist es noch nicht. Fortsetzung folgt.

Herzliche Grüße!

Peter Reinhart

Stellvertretender Chefredakteur

E-Mail: forum@volksfreund.de

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