Zu kurz gedacht

So wichtig der Umgang mit den Ressourcen ist, so positiv die Energiegewinnung aus nachwachsenden Rohstoffen ist, hier wird nicht vernetzt gedacht. Maisanbau in dem erforderlichen Umfang ist Monokultur mit allen bekannten Nachteilen für die Umwelt.

Mais laugt den Boden aus. Deshalb wird massiv gedüngt. Reststoffe aus Dünger kommen ins Grundwasser (Verstoß gegen der EU-Wasserrahmenrichtlinie). Um die Anbauflächen zu bekommen, pachten Landwirte entfernt vom Betrieb dazu. Was bedeutet Maistourismus für die Umwelt? Umwandlung von Brachflächen in Biostrom-Erzeugungsfabriken vernichtet Refugien bedrohter Tierarten. Der Anbau von Mais zu Lasten von Getreide und Kartoffeln lässt die Kosten für Lebensmittel steigen. Ist es sozial, eine Energie zu fördern, die ohne Subvention nicht wettbewerbsfähig ist, wenn gleichzeitig die Bürger die Zeche in Form höherer Nahrungsmittelpreise und Stromkosten zahlen? Die Jagdreviere der Gemeinden werden nicht mehr verpachtbar sein. Kein Jäger wird pachten, wenn er ein Mehrfaches der Pacht an Wildschaden zahlt und von Mai bis Oktober nicht jagen kann, weil er vor lauter Mais nichts mehr sieht. Riesige Maisschläge bieten ein ideales Biotop für Schwarzwild, was zu einer Zunahme der Bestände führt und die bekannten seuchenkritischen Probleme verschärft. Finden Gemeinden keine Jagdpächter, müssen sie die Reviere auf eigene Rechnung bejagen und Wildschäden ersetzen; es muss das Mehrfache der bisherigen Einnahme für die jagdliche Betreuung aufgewendet werden. Welche Gemeinde kann sich das leisten? Ich bin für alternative Energiegewinnung, warne aber vor einseitiger Betrachtung. Regulierungen (Fläche, Fruchtwechsel, Bodenuntersuchungen, Düngemittelkontrolle und so weiter) sind erforderlich, sonst treiben wir den Teufel mit dem Beelzebub aus. Dr. Hartmut Garth, Brauneberg

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