Politik Zu kurz gesprungen

Zum Kommentar „Die zögernde Partei-Elite beschädigt die SPD“ (TV vom 7. August) schreibt Peter Trauden:

Sorry, aber was Werner Kolhoff da schreibt, geht am Problem der SPD ein gutes Stück vorbei.

Seit Jahren kämpft die große alte Partei nun um ihre Identität. Für was steht sie, von welchen Kräften möchte sie getragen werden, welche Ideen braucht es, um die Menschen im Land an sich zu binden?

In dieser Situation nach Bekanntheit oder Prominenz zu rufen, greift viel zu kurz.

Um zu ergründen, warum die SPD diesem stetigen Abwärtstrend anheim gefallen ist, sollten einmal diejenigen gefragt werden, die seinerzeit zu Tausenden spontan in die Partei eintraten, weil Martin Schulz die Gerechtigkeit innerhalb unserer Gesellschaft zum Thema seines Wahlkampfs machte.

Seine Prominenz als ehemaliger EU-Parlamentspräsident hat ihn allerdings nicht davor bewahrt, total zu versagen, indem er auf andere, vermeintlich ebenso prominente Einflüsterer seiner Partei einging und dabei sein großes Thema so verwässerte, dass zum Schluss niemand mehr verstand, warum er eigentlich angetreten war.

Dass sich jetzt so viele um die Führung der SPD bewerben, darf man deshalb nicht geringschätzen. Auch wenn einem die Namen nicht so geläufig sind. Diejenigen, die antreten, werden sich ja wohl irgendwann vorstellen und darlegen, was sie wollen.

Und dann wird es sehr darauf ankommen, inwieweit die Parteimitglieder bereit sind, neue Wege mitzugehen. Besonders die bekannten, prominenten Mitglieder, die derzeit Einfluss haben und Posten bekleiden.

Wohin die Kungelei innerhalb der Parteispitze geführt hat, kann heute jeder betrachten. So vermittelt man den Eindruck, dass es nicht um Themen, sondern um Pöstchen geht.

Eine neue, demokratisch gewählte Führung, die es schafft, Vertrauen in der Bevölkerung zu wecken und imstande ist, sich gegen den einen oder anderen „Promi“ in der Partei durchzusetzen, braucht sich um die eigene Prominenz nicht zu sorgen, die kommt dann von ganz alleine. Die Mitglieder und große Teile der Bevölkerung für sich und seine Ziele zu begeistern, ist nun das Gebot der Stunde.

Vor jedem großen Namen stehen zunächst einmal große Ideen – und denen haben entsprechende Taten zu folgen. So einfach und so schwer ist das.

Peter Trauden, Heilbach

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