Kommunalpolitik Zum Hilfssheriff degradiert

Zu den Artikeln „In 195 Orten der Region fehlen Bürgermeister-Kandidaten“ und „Dörfer suchen verzweifelt Ortschefs“ (TV vom 30. April/1. Mai) schreiben Ossi Steinmetz und Claudia Bausen:

Wenn nur noch verwaltet wird und der Spielraum zum Gestalten einer Gemeinde immer kleiner wird, dann ist es kein Wunder, dass den Ortsgemeinden die Chefs abhandenkommen und den Räten die Motivation zum Ehrenamt verloren geht. Ich war 50 Jahre ununterbrochen Ratsmitglied, davon 15 Jahre als Ortsbürgermeister und 12 Jahre als 1. Beigeordneter, in einer aufstrebenden Gemeinde mit rund 1400 Einwohnern und kann diese Entwicklung nur zu gut nachvollziehen. Der Ortsbürgermeister wird mehr und mehr zum Hilfssheriff degradiert und damit zunehmend Handlanger der Politik. Was bleibt den Gemeinden noch finanziell für die Gestaltung im Rahmen freiwilliger Leistungen und zur Verbesserung der Infrastruktur? Viele Projekte und Initiativen sind nur noch über das Ehrenamt zu leisten.

Dörfer suchen deshalb verzweifelt Ortschefs. Rheinland-Pfalz hinkt anderen Bundesländern noch hinterher. Da hilft auch nicht die angekündigte Erhöhung der Aufwandsentschädigung durch das Innenministerium. Zur Übernahme eines solchen Amtes gehört soziales Engagement in den Vereinen, Bürgernähe, den Anliegen und Problemen der Bürger zuhören können, Entscheidungen so treffen, dass sie in gleichgelagerten Fällen auch Bestand haben – und Herzblut für die Weiterentwicklung der anvertrauten Gemeinde. Der Umgang mit neuen Technologien ist wünschenswert und erleichtert die Arbeit. Bei der Bewältigung des Verwaltungsaufwandes wäre es dringend geboten, dass die Verbandsgemeindeverwaltungen und die Kreise, die dafür fast die Hälfte der haushaltsmäßigen Aufwendungen einer Kommune kassieren, mehr und intensiver beratend eingreifen und die Arbeit der Kommunen unterstützen. Ich möchte Mut machen und sagen: Es gibt auch schöne Momente im Leben eines Ortsbürgermeisters, zum Beispiel, anderen helfen zu können, Ratschläge zu geben, Hilfe und Unterstützung zu leisten bei der Lösung von Problemen. In den Räten sollen und müssen Leute sitzen, die sich für das Wohl und die Entwicklung ihrer Heimat interessieren und einsetzen. Die Realität vor Augen, keine Traumtänzerei und selbst anpacken heißt die Devise für eine erfolgreiche Arbeit als Ortsbürgermeister. Nicht Salär, nein Motivation ist der Schlüssel zum Erfolg und zur Weiterentwicklung der Gemeinde zu einer lebens- und liebenswerten Dorfgemeinschaft nach dem Motto „Achtsam miteinander – füreinander“.

Ossi Steinmetz, Bausendorf

Als Chef oder Bürgermeister ist bestimmt auch eine Frau möglich. Und ich habe kein Problem damit, wenn dort die Endung „..in“ nicht explizit genannt wird.

 Dass aber laut dem Artikel „Dörfer suchen verzweifelt Ortschefs“ lediglich ein Mann zur Wahl stehen soll, hat mich dann doch geärgert. Zitat aus dem Text: „Die Suche nach dem ersten Mann im Dorf wird von Wahl zu Wahl schwieriger.“

 Auch eine Frau kann Bürgermeister werden!

Es würde mich freuen, wenn Ihre Redakteure, hier Carsten Zillmann und Florian Schlecht, dies in Zukunft beachten.

Claudia Bausen, Tellig

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