Zum Scheitern verurteilt

Zum Leserbrief "Die Service-Wüste lässt grüßen" (TV vom 15./16. August):

Dieser Leserbrief beschreibt in zutreffender Weise den tristen, unzumutbaren Zustand des Schienennahverkehrs.

Der Bahnvorstand behauptet, es rechne sich nicht, Schaffner gegen Schwarzfahrer, Sicherheitspersonal gegen Vandalismus, Überfälle auf Reisende oder sogar Zugpersonal einzusetzen. Welch eine perfide Geschäftspolitik der privatisierten Bahn AG. Gewinnmaximierung auf dem Rücken des Bahnpersonals und der Kunden ist das Credo. Die spekulativen Gewinne stets vor Augen, den Börsengang hartnäckig im Visier. Für den unsicheren Börsengang werden Schwarzfahrerei, Vandalismus, Überfälle auf Bahnkunden und Zugführerpersonal billigend in Kauf genommen.

Gleichsam beschämend ist der erbärmliche kundenfeindliche Zustand vieler Bahnhöfe/Haltestellen. Anstatt Service-Personal gibt es einen Blick, wenn überhaupt, auf eine vergilbte Hausordnung und das Konterfei eines fiktiv anwesenden Bahn- bzw. Haltepunktmanagements. Anstatt Kontrollen und Sicherheitsbegleitpersonal in den letzten Abendzügen, wo sich neben friedfertigen "Nachtschwärmern", berufstätigen Pendlern und normalen Bahnkunden auch alkoholisierte, pöbelnde Fahrgäste befinden, gibt es streckenweise Begleitpersonal nur im normalen Berufsverkehr. In den "tatkritischen Zeiten", d. h. nach 21 Uhr, ist die Wahrscheinlichkeit einer jedweden Kontrolle innerhalb des Nahverkehrs leider eher die Ausnahme. Die Negativfolgen sind jedem Kunden bekannt.

Der gewinnstrebende Bahnvorstand bleibt auf dem Abstellgleis, wenn er weiterhin alltägliche und regelbare Missstände ignoriert und in zynischer Weise an der Gewinnschraube auf Gedeih und Verderb dreht, um den spekulativen Börsengang zu wagen. Diese Milchmädchenrechnung wird scheitern.

Eckhard Otto, Daufenbach

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