Zustand der Verwirrung

Politik

Zur Berichterstattung über den Wahlkampf in Deutschland:
Angela Merkel brauchte nur zu sagen, sie sei bereit, und sie war so gut wie gewählt als Kanzlerkandidatin. Sigmar Gabriel brauchte nur zu verzichten, und Martin Schulz war so gut wie gewählt als Kanzlerkandidat, allerdings als Europa-Politiker ohne Regierungserfahrung in Deutschland. Haben die Volksparteien keine weiteren Persönlichkeiten, die für eine Kampfabstimmung mit ein bisschen Spannung zur Verfügung stehen würden?
In Frankreich werden die zwei Volksparteien, die seit 60 Jahren immer um die Macht gekämpft haben, in der zweiten Runde der Präsidentschaftswahlen nicht mehr dabei sein. Ein junger Mitte-Links-Hoffnungsträger mit knapp zwei Jahren Regierungserfahrung, Emmanuel Macron, der bis jetzt noch keine Partei oder ein vorzeigbares Programm hat, und die Rechtsaußen Marine Le Pen mit einer Partei, die man kaum wählen kann, stehen den Franzosen zur Auswahl. Diese werden, bei gewonnener Wahl, genauso mit großer Unzufriedenheit in der Bevölkerung zu kämpfen haben, wie sie auch in Italien und Holland existiert.
Anfang dieses Jahres wurden die Ergebnisse einer globalen Umfrage zum Grad des Vertrauens der Menschen in ihre Eliten veröffentlicht. Gerade in Frankreich, wo ein erheblicher Teil des Volkseinkommens für Soziales ausgegeben wird, ist der Grad des Misstrauens mit 72 Prozent am größten. Ähnliches findet man in vielen EU-Staaten, einschließlich Deutschland. In Indien und China, wo die Bevölkerung noch wenig mit Demokratie und Wohlfahrtsstaat in Berührung gekommen ist, ist das Misstrauen zwischen 20 und 30 Prozent viel niedriger. Anscheinend haben wir "verwöhnte" Europäer jetzt mehr Angst vor Abstieg und Entgrenzung (Freihandel und Flüchtlinge) als die Ärmeren dieser Welt, die sich darüber freuen, dass sie allmählich aufholen.
Nach rund 70 Jahren Frieden und stets steigendem Wohlstand befinden wir uns in Europa in einem Zustand der Verwirrung. Wo wollen wir in zehn Jahren stehen? Wie kommen wir dahin?
Peter Oldfield
Mertesdorf

Grün bricht auf .. war früher. Grün bricht ein ... ist heute. Warum noch grün wählen? Wenn grünes Gedankengut in Rot steckt. Wenn grün wählen auf eine Koalition hinausläuft. Klare Verhältnisse sind heute gefragt. Koalitionen verpflichten zu Kompromissen. Die hatten wir lange genug zu ertragen. Der mündige Bürger wählt taktisch. Merkel dämmert. Schulz begeistert. Schulz spricht Klartext. Schulz kann Rot groß machen so wie Kretschmann Grün groß machte in einem schwarzen Land. Ich sehe schwarz für Grün im Bund.70 Prozent der grünen Wähler wählen Schulz. Warum? Siehe oben.
Harald Dupont
Ettringen

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