Ernährung Zynische Verharmlosung

Zum Artikel „Kein fettes Jahr für Stopfleber-Hersteller“ (TV vom 21. Dezember) schreibt Hubert Clemens:

In dem ausführlichen Bericht über die wirtschaftlichen Sorgen der französischen Stopfleber-Produzenten wurde mit keinem Wort auf das Leid der gemästeten Tiere eingegangen.

Die Massentierquälerei wurde bloß auf den Satz reduziert, „dass es Enten und Gänse in den Genen liege, Fett zu speichern“ und dass die „eigentliche Stopfphase nur zehn Tage lang dauern würde“ – eine zynische Verharmlosung dieser Methode, bei der den Tieren, in Käfigen fixiert, dreimal am Tag eine Mahlzeit des Leidens zwangsverabreicht wird.

Durch ein in den Schlund geschobenes Rohr wird eine Mischung aus Mais, Salz und Öl nach unten gepresst, bis der Kropf zum Bersten gefüllt ist. Das Öl lässt die Zwangsnahrung besser gleiten, der Mais nährt den Vogel, und das Salz weckt in ihm einen unnatürlichen Durst.

Es trinkt und trinkt. Das Verfahren bewirkt, was es bezweckt: In der Gans bildet sich eine krankhaft vergrößerte Fettleber – rund ein bis anderthalb Kilo schwer, der Rohstoff für Foie gras. Von diesem in der Vorweihnachtszeit besonders begehrten französischen Exportartikel gehen rund 50 Tonnen jährlich nach Deutschland, wo die Herstellung von Stopfleber freilich verboten ist, nicht jedoch der Import.

Hubert Clemens, Reil

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