USA Der eine will versöhnen, der andere verhöhnen

Zu unserer Berichterstattung über die US-Präsidentschaftswahl meint Ulrich Meyer, Trier:

Ich kam Sommer 1947 als 8-jähriger Bub mit meiner Mutter nach vierwöchiger, überwiegend demütigender Unterdeck-Schiffsfahrt von damals Batavia (heute Djakarta) in Rotterdam an; außer unseren dünnen Sachen auf dem Leib wohl nur mit paar kleinen Koffern.

Zu Weihnachten 1947 wünschte ich mir ein halbes Brot nur für mich alleine, ich hatte Hunger; der damalige Weihnachtsmann brachte mir aus dem fernen Amerika in einem Care-Paket eine wunderschöne dicke, bunte Jacke, mein ganzer Stolz. Ich liebte sie, obwohl sie wohl nicht neu war. Zur Volksschule marschierte ich täglich tapfer drei Kilometer einfachen Weges – mit einem sogenannten Henkelmann am Ranzen. Dieser Ranzen war aus altem Segeltuch zusammengenäht.  Der Henkelmann war damals kein schickes Kochgeschirr, sondern eine geleerte Konservendose mit einem Draht als Bügel. Da gab es aus der Quäkerspeisung der Amerikaner sättigendes Porridge  (Haferbrei) und manchmal als etwas ganz Besonderes ein kleines Täfelchen Schokolade.

Noch heute empfinde ich im Tiefsten meines Herzens eine geradezu eingebrannte große Dankbarkeit dem amerikanischen Volk gegenüber, die wohl immer bleiben wird.

Mit dem amerikanischen Government, den Regierungen der vergangenen Jahre, hadere ich ständig, bin mit vielem nicht einverstanden im Wissen aber auch um die vielen Sachzwänge dieser großen Nation. Der Durchschnittsamerikaner hat noch heute eine andere Grundeinstellung zum Leben als der Europäer: Du bist für dein Leben selbst verantwortlich, und du kannst und musst es schaffen. Ein Eingriff des Staates – auch die Form einer Krankenversicherung – ist ihm verdächtig, eben  „sozialistisch“.

J. F. Kennedy hat es in seiner Antrittsrede treffend gesagt: Frage nicht, was der Staat für dich tun kann, sondern was du für den Staat tun kannst!

 Ich wünsche diesem Volk, dass es Anführer findet, die es wieder versöhnt und zueinander finden lässt. Wenn die entsetzliche Spaltung des amerikanischen Volkes nicht irgendwann gemildert wird oder gar endet, dann erwartet auch meine Enkel weniger Gutes auf dieser Welt. Die wachsenden inneren Probleme unser eigenen Nation in einem immer ungeordneter werdenden Umfeld können dabei  nur traurig machen.

Zum gleichen Thema schreibt Harald Dupont, Ettringen:

Versöhnen will der eine: Biden. Verhöhnen ist die Antwort des anderen: Trump. Ein gespaltenes Land hinterlässt der abgewählte Präsident Trump. Die Folge seiner Unart. Banalität des Bösen? Was hält ihn ab, seine Abwahl einzugestehen? Versöhnen ist schwer. Verhöhnen nicht!

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