Landwirtschaft Die Realität ist anders

Zu unserem Artikel „Bauern in der Region nicht im Stich lassen“ (TV vom 6. November) schreibt Norbert Lauer, Dudeldorf:

Das Interview wirkt auf mich eher wie eine PR-Vorlage für den Bauernverband. Bauernpräsident Horper kann in diesem Rahmen die Biogasproduktion als nachhaltig darstellen. Die Realität ist anders. Maismonokultur im weiten Umkreis um die Biogasanlagen, Artensterben ohne Ende, Auslaugung der Böden, danach Überdüngung der Böden, und als Folge vielerorts Nitratbelastung des Grundwassers.

Wenn man früher im Sommer ein paar Kilometer mit dem Auto fuhr war die Windschutzscheibe voller toten Insekten, es gab halt sehr viele. Und heute?  Nach mehreren Hundert Kilometern ein paar Fliegen. Bodenbrüter konnte man früher rund um die Dörfer sehen. Und heute? Dies gilt für viele Vogelarten, deren Schutzräume gerodet wurden, damit die – für die geografischen Verhältnisse in der Eifel – überdimensionierten Maschinen der Energiebauern freie Fahrt haben. Die Nahrungskette vieler Arten wird durch die Monokultur mittel- und langfristig zerstört. Temporäre Bachläufe werden zugeschüttet, Feldwege zu Maisautobahnen ausgebaut. Dies auch auf Kosten von ökologisch vernünftig wirtschaftenden Landwirten und normaler Bürger.

Dann wird es noch härter bei den Antworten von Herrn Horper. Glyphosat ist für ihn eines der unbedenklichsten Pflanzenschutzmittel. Natürlich nehmen das die Eifeler Bauernkinder bereits mit der Muttermilch auf und sind immun.

Andere müssen das leider auch aufnehmen und sind weniger immun. Den Glyphosatskandal der Firma Monsanto/Bayer in den USA hält Herr Horper sicherlich für fake news. Die obligatorischen Forderungen der Bauern nach noch mehr Subventionen hat er, in seiner letzten Antwort, dann gleich dreimal geschickt formuliert.

Er ist natürlich bauernschlau.

Von einem guten Journalisten erwarte ich mehr Nachfragen, Dinge auf den Punkt zu bringen. Auch dann, wenn es „nur“ ein Interview mit einem Bauern ist.

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