Kolumne Der Hunsrück heizt die Welt
Ich will ja nichts sagen,
aber oft hat der Hunsrück die Nase vorn. Zum Beispiel bei der Energie. Die Morbacher gehörten bei der Windkraft – nach den Heidenburgern – zu den ersten, als sie seinerzeit auf dem Gelände des Munitionslagers bei Wenigerath einen Windpark installierten, und das noch in Kombination mit Solaranlagen und Biogas. Heute sind es nicht die Morbacher, sondern – man höre und staune – die Lückenburger und die Gräfendhroner, die vorneweg ziehen. Bevor die Politiker in Berlin die Städte und Kommunen zur Wärmeplanung verdonnert und diese überhaupt dazu beraten haben, sind die beiden Dörfer schon vorweg gegangen und planen ihre eigenen Nahwärmenetze.
Sie haben mit der Ortsgemeinde Thalfang ja auch ein gutes Vorbild. Die verteilen schon seit fast 15 Jahren die Wärme der Hochwald-Werke, ein Modell, wie man es sich in Berlin für ganz Deutschland wünscht. So etwas haben die Morbacher sich entgehen lassen. Die wollten damals kein Nahwärmenetz – jedenfalls die Kommunalpolitiker –, heute wären manche froh, sie hätten die Gelegenheit genutzt.
Aber egal, nicht Schnee von gestern, sondern verpasste Chance von gestern. Was den Lückenburgern und Gräfendhronern jetzt bevorsteht, kann man an der Morbacher Energielandschaft sehen. Der Morbacher Bürgermeister schwärmt ja immer von den tausenden Energietouristen aus aller Herren Länder, die die Energielandschaft besuchen und dann Solaranlagen im Kongo, Windräder in China und Biogasanlagen in Marokko aufbauen. Nur, weil sie in Morbach gesehen haben, wie toll das ist. Künftig machen die noch einen Abstecher nach Lückenburg und Gräfendhron und fotografieren dort den Glockenturm und die Brücke – die beiden Dörfer werden so instagrammable, wie es heute so schön heißt. Ich sag’s euch: Peking hat irgendwann ein Nahwärmenetz nach Hunsrücker Vorbild. Womit das Netz beheizt wird? Mit Borkenkäferholz aus dem Hunsrück. Denn das kaufen die Chinesen schon seit einiger Zeit. Und jetzt wissen wir auch, warum,
glaubt eure Liss.